Der
Unterschied des Quartiers Horner Geest zu den Quartieren Schiffbeker Berg,
Jenkelweg und Kaltenbergen, ist, dass erstgenanntes nicht nur größer und
dadurch erheblich mehr Menschen beinhaltet, sondern auch sehr viel länger
Förder- und damit bis 2006 exklusives Gebiet des Hamburgischen Stadtteilentwicklungsprogramms
war. Genau genommen schon seit 2000. Da verwundert es nicht, dass sich dieses
13.500 Einwohner umfassende Gebiet heute schon in der sogenannten “Nachsorgephase“
des Gesamtentwicklungsraums Billstedt-Horn befindet, der seit 2006
existiert und dessen Entwicklungskonzept seit 2008 realisiert wird.
Zu Beginn gab
es eine Begehung des Gebietes, um den Zustand des zukünftigen Quartiers
Horner Geest zu bewerten. Die Mitarbeiter der Umweltbehörde, die teilweise
noch nie in Horn waren oder sich vor 20 Jahren das letzte Mal den Stadtteil
genauer angesehen hatten, waren entsetzt über den Zustand. Von daher war es
kein Wunder, dass nicht nur die Stimmung unter der Bevölkerung miserabel war,
sondern alles andere auch. Die Bürger Horns hatte damals das Gefühl, dass ihr
Stadtteil für die Behörde bis dahin nur dann von Interesse war, wenn es darum
ging, irgendwie Migranten unterzubringen. Egal welcher Coleur oder welcher
Glaubensgemeinschaft sie angehörten. Hauptsache weg.
Das
Einkaufszentrum Manshardstraße zum Beispiel, hatte zu dieser Zeit jeden Monat
Glasschäden von 10.000 Mark zu beklagen. Das lag natürlich auch daran, dass
in Zeitschüben immer neue Einwohner nach Horn kamen, die keine Arbeit hatten,
sich weder mit diesem Stadtteil identifizierten noch sozial gefestigt waren.
Frust war dominierend. Vor allem bei den Jugendlichen.
Heute sieht
dieser Bezirk nicht nur ganz anders aus, auch die Stimmung unter der
Bevölkerung ist wesentlich besser. In den letzten Jahren ist dieser Stadtteil
tatsächlich eine Bereicherung Hamburgs geworden. Trotzdem oder gerade deshalb
wird der sehr aktive Quartiersbeirat weiterhin durch das Fachamt Stadt- und
Landschaftsplanung und der Einrichtung Arbeit & Leben unterstützt. Auch
der jährliche Verfügungsfond für die Unterstützung der sozialen Einrichtungen
und Aktivitäten, den sämtliche Quartiere des Entwicklungsraum Billstedt-Horn
erhalten, wird weiter gezahlt. Zwar weniger als in den Jahren zuvor, aber
immerhin. Denn, es ist nicht nur wichtig Dinge positiv zu verändern, sondern
auch zu erhalten. Und das ist oftmals sehr viel schwieriger.
Schon beim
Aufzählen der Objekte, die in den letzten Jahren in diesem Bezirk realisiert
wurden, Beispiel Bürgerhaus, die Umgestaltungen der vielen Spielplätze wie der
Spielplatz Schiffbeker Moor, um nur einen zu nennen, oder der Eingang zum
Kirchengelände Philippusgemeinde, erkennt man, dass Bedacht und Weitsinn bei
der Planung vorherrschend war.
Wie in den
anderen Quartieren auch, hat das Bezirksamt und damit die Stadt, in den letzten
Jahren viel für die junge Bevölkerung getan, ohne dass die ältere Generation
dabei vergessen wurde. Ganz wichtig waren sicher die Überlegungen, dass
betagte Menschen besser gehen können, wenn die Wege zwischen den neu angelegten
Grünflächen eben sind. Nicht so, wie einige Bürgersteige die durch parkende
Autos oder wachsende Wurzeln aussehen, als würde dort demnächst ein
Querfeldein-Rennen stattfinden. Jedenfalls sind uns die Beschaffenheiten
dieser Wege bei der Begehung positiv aufgefallen. Hinterher erfuhren wir,
dass sich in der Vorbereitungs- und Planungsphase im Rahmen der aktiven
Stadtteilentwicklung Anwohner aller Altersgruppen rege beteiligten und ihre
Ideen und Vorschläge eingebracht hatten.
Deshalb
erfreuen sich auch die Jogger an und rund um den 2009 neu gestalteten und
eingeweihten Quartierspark Schiffbeker Moor mit dem kleinen See in der Mitte
und den, natürlich eher für die älteren Bewohner des Quartiers, bequemen
Sitzgelegenheiten. Leider wurden einige davon schon zerstört. Wahrscheinlich
von den gleichen, wenn nicht sogar denselben Idioten, die auch Einkaufswagen in
den Teich werfen und sich dabei bewundernswert und stark fühlen. Bitter. Auch
dafür ist der Quartiersbeirat zuständig – nicht für die Reparaturen, sondern
für das Erkennen und entsprechende Handeln. Aber auch die Bevölkerung selbst
muss die Augen offen halten, um festzustellen, was in ihrem Stadtteil erneuert
oder repariert werden muss. Und es auch veranlassen, indem sie den Beirat
informieren! Im Moment sieht alles gut aus. Das liegt natürlich an den vielen
Neugestaltungen, die das Ausmaß an Verwahrlosungserscheinungen deutlich
zurückgehen ließ. Und so soll es auch bleiben, ansonsten ist die Verlotterung
vorhersehbar, und wie das aussieht, haben die Bewohner vor gut zehn Jahren ja
noch selbst erlebt. Es ist doch so; Da, wo Dreck liegt, kommt weiterer hinzu
und da, wo schon etwas kaputt ist, wird komplett zerstört.
Doch kommen
wir zum positiven Teil dieser Geschichte zurück. Unabhängig der vielen neu
gestalteten Kinderspielplätze im gesamten Bezirk, wurde am Rand des Sees des
Schiffbeker Moors auch noch ein kleiner Strand für ein Beachvolleyballfeld
aufgeschüttet. „Durch all diese Umbaumaßnahmen hat der Park ein großes Stück
Aufenthaltsqualität gewonnen“, so Michael Mentz, Gebietsentwickler für die
Horner Geest. Die Grünanlage lädt die Anwohner zum Entspannen und zu aktiver
Erholung ein – und sie folgen der “Einladung“ zahlreich.
Aber auch die
SAGA/GWG hat sich nicht lumpen lassen und nicht nur die Verkleidung und
Wärmedämmung der Häuser vorangetrieben, sondern auch die Zugänge zu den
Häusern zum Teil barrierefrei gestaltet. Sehr schön.
Nicht schön,
um kurz wieder etwas Negatives zu erwähnen, ist die Tatsache, dass die Mittel
für die Pflege der öffentlichen Flächen gekürzt wurden. Die Folge war, dass
die Rasenflächen in den Parks einen halben Meter hoch wuchsen, weil ein spezieller
Rasenmäher aus Mangel an Geld für die Reparatur nicht eingesetzt werden
konnte. Das darf nicht sein.
Zu ganz
bestimmten Jahreszeiten kommt es vor, dass die eigenen Freizeitaktivitäten
weder draußen noch in den eigenen vier Wänden stattfinden sollen oder können.
Deshalb wurden auch hier im Quartier Einrichtungen geschaffen, wie sie es in
allen anderen auch gibt. Wir sprechen vom Bürger- und Spielhaus Dannerallee,
in denen sich Bewohner zum Kochen oder auch zum spielenden Zeitvertreib
treffen, egal aus welchem Land sie kommen. Herrlich. So sieht Völkerverständigung
aus. Die Umsetzung hat zwar mehrere Jahre gedauert, aber wie heißt es so
schön: Was lange währt, wird endlich gut. Und so hat die Neugestaltung sehr
dazu beigetragen, das soziale Klima in diesem Bereich zu verbessern, denn
mittlerweile haben die Bewohner das Haus angenommen und sehen es im Positiven
als Zentrum der Horner Geest.
Eine Sache zum
Thema Verfügungsfond ist vielleicht noch erwähnenswert. Es ist eine 36-seitige
Broschüre, die erstellt worden ist, um darin alle wichtigen Informationen,
Adressen oder Telefonnummern des Quartiers Horner Geest auf einen Blick zu
haben. Von Ärzten, Schulen, Kitas oder Beratungsstellen wie Arbeitslosenhilfe,
Eltern- oder Kindersorgentelefon etc. bis hin zu Sportvereinen, Büchereien
oder Kulturzentren. Man kann erkennen, dass sich in den letzten zehn Jahren im
Quartier Horner Geest viel verändert hat. Optisch, aber auch durch die soziale
Infrastruktur mit ihren zahlreichen Maßnahmen. Dass aber nicht alles Gold
ist, was ein wenig glänzt, muss auch jedem klar sein, denn es gab und gibt
immer mal wieder Probleme, beispielsweise in der Wohnunterkunft Spliedtring.
Aber auch die kinderärztliche Versorgung ist nicht befriedigend und vor ein
paar Jahren schloss man sogar ohne große Not das Gymnasium am Querkamp.
Immerhin wurde an diesem Ort letztes Jahr wieder eine Stadtteilschule
eröffnet. Prima.
Wie schon
erwähnt; Etwas Positiv zu verändern ist das eine, das Veränderte aber Positiv
zu erhalten ist das andere. Das alles so bleibt oder sogar noch verbessert
wird, darf aber nicht nur an einzelnen Personen, die mit großem Engagement
dabei sind, hängen bleiben. Alle müssen sich daran beteiligen, auch die Wirtschaft
der Horner Geest, denn diese lebt von der Bevölkerung. Von Bewohnern, die
eine Perspektive sehen, die ein Sicherheitsgefühl entwickeln können, die nicht
vereinsamen oder verarmen und deren Kinder nicht verwahrlosen. Dann könnte
fast gewährleistet sein, dass es keine Gewalt mehr gibt. Und wo keine Gewalt
respektive keine Willkür herrscht, fühlen sich alle wohl. Bitte weiter so.
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