Donnerstag, 27. Oktober 2011

Horner Geest


Der Unterschied des Quartiers Horner Geest zu den Quar­tieren Schiffbeker Berg, Jenkelweg und Kaltenbergen, ist, dass erstgenanntes nicht nur größer und dadurch erheblich mehr Menschen beinhaltet, sondern auch sehr viel länger Förder­- und damit bis 2006 exklusives Gebiet des Ham­burgischen Stadtteil­entwick­lungspro­gramms war. Genau genom­men schon seit 2000. Da verwun­dert es nicht, dass sich dieses 13.500 Ein­wohner umfas­sende Gebiet heute schon in der soge­nannten “Nachsorge­phase“ des Ge­samt­entwicklungsraums Bill­stedt-Horn be­findet, der seit 2006 existiert und dessen Entwicklungskonzept seit 2008 realisiert wird.

Zu Beginn gab es eine Begeh­ung des Gebietes, um den Zustand des zukünf­tigen Quartiers Horner Geest zu bewer­ten. Die Mitarbeiter der Umweltbehör­de, die teilweise noch nie in Horn wa­ren oder sich vor 20 Jahren das letz­te Mal den Stadtteil genauer ange­sehen hatten, waren entsetzt über den Zu­stand. Von daher war es kein Wun­der, dass nicht nur die Stimmung unter der Bevölkerung mi­serabel war, sondern alles andere auch. Die Bürger Horns hatte damals das Gefühl, dass ihr Stadt­teil für die Behörde bis dahin nur dann von Interesse war, wenn es darum ging, irgendwie Mi­granten unterzubringen. Egal welcher Coleur oder welcher Glau­bensgemein­schaft sie angehörten. Hauptsache weg.

Das Einkaufszentrum Manshardstraße zum Beispiel, hatte zu dieser Zeit jeden Monat Glas­schäden von 10.000 Mark zu beklagen. Das lag natürlich auch da­ran, dass in Zeitschüben immer neue Einwohner nach Horn kamen, die keine Arbeit hatten, sich weder mit diesem Stadtteil identifizier­ten noch so­zial ge­festigt waren. Frust war do­minierend. Vor allem bei den Jugend­lichen.

Heute sieht dieser Bezirk nicht nur ganz anders aus, auch die Stimmung unter der Bevölkerung ist wesentlich besser. In den letzten Jahren ist dieser Stadtteil tatsächlich eine Berei­cherung Hamburgs geworden. Trotz­dem oder gerade deshalb wird der sehr aktive Quartiersbeirat weiterhin durch das Fachamt Stadt- und Land­schafts­pla­nung und der Einrichtung Arbeit & Le­ben unterstützt. Auch der jährliche Ver­fügungsfond für die Unterstützung der sozialen Einrich­tungen und Aktivi­täten, den sämt­liche Quartiere des Ent­wicklungsraum Bill­stedt-Horn er­halten, wird weiter ge­zahlt. Zwar weniger als in den Jahren zuvor, aber immerhin. Denn, es ist nicht nur wichtig Dinge positiv zu verändern, sondern auch zu erhalten. Und das ist oftmals sehr viel schwie­riger.

Schon beim Aufzählen der Objekte, die in den letzten Jahren in diesem Bezirk realisiert wurden, Beispiel Bürgerhaus, die Umgestaltungen der vielen Spiel­plätze wie der Spielplatz Schiffbeker Moor, um nur einen zu nennen, oder der Ein­gang zum Kirchengelände Phi­lippusge­meinde, erkennt man, dass Be­dacht und Weitsinn bei der Planung vorherrschend war.

Wie in den anderen Quartieren auch, hat das Bezirksamt und damit die Stadt, in den letzten Jahren viel für die junge Bevöl­kerung getan, ohne dass die ältere Generation dabei vergessen wurde. Ganz wichtig waren sicher die Überle­gungen, dass betagte Menschen besser gehen können, wenn die Wege zwi­schen den neu an­gelegten Grünflächen eben sind. Nicht so, wie einige Bürgersteige die durch parkende Autos oder wachsende Wurzeln aussehen, als würde dort dem­nächst ein Querfeldein-Rennen stattfin­den. Jedenfalls sind uns die Beschaf­fen­hei­ten dieser Wege bei der Be­geh­ung positiv auf­gefallen. Hin­ter­her er­fuhren wir, dass sich in der Vor­be­reitungs- und Planungsphase im Rah­men der aktiven Stadtteilentwick­lung Anwoh­ner aller Altersgruppen re­ge be­teiligten und ihre Ideen und Vorschläge eingebracht hatten.

Deshalb erfreuen sich auch die Jog­ger an und rund um den 2009 neu gestalteten und eingeweihten Quartierspark Schiffbe­ker Moor mit dem kleinen See in der Mitte und den, natürlich eher für die älteren Bewohner des Quartiers, beque­men Sitzgelegen­heiten. Leider wurden einige davon schon zerstört. Wahr­scheinlich von den gleichen, wenn nicht sogar denselben Idioten, die auch Einkaufswagen in den Teich werfen und sich dabei bewundernswert und stark füh­len. Bitter. Auch dafür ist der Quartiersbei­rat zuständig – nicht für die Reparaturen, sondern für das Er­kennen und entsprechende Handeln. Aber auch die Bevöl­kerung selbst muss die Augen offen halten, um festzustel­len, was in ihrem Stadtteil erneuert oder repariert werden muss. Und es auch veranlassen, indem sie den Beirat informieren! Im Mo­ment sieht alles gut aus. Das liegt natürlich an den vielen Neugestal­tun­gen, die ­das Ausmaß an Verwahrlosungser­schei­nungen deutlich zurückgehen ließ.­ Und so soll es auch bleiben, ansonsten ist die Ver­lotterung vorher­sehbar, und wie das aussieht, ha­ben die Bewohner vor gut zehn Jahren ja noch selbst er­lebt. Es ist doch so; Da, wo Dreck liegt, kommt weiterer hinzu und da, wo schon etwas kaputt ist, wird komplett zerstört.

Doch kommen wir zum positiven Teil dieser Geschichte zurück. Unabhängig der vie­len neu gestalteten Kinderspiel­plät­ze im gesamten Bezirk, wurde am Rand des Sees des Schiffbeker Moors auch noch ein kleiner Strand für ein Beachvolley­ballfeld aufgeschüttet. „Durch all diese Umbaumaßnahmen hat der Park ein großes Stück Aufent­halts­qualität gewonnen“, so Michael Mentz, Gebietsentwickler für die Hor­ner Geest. Die Grünanlage lädt die Anwohner zum Ent­spannen und zu aktiver Erho­lung ein – und sie folgen der “Ein­ladung“ zahl­reich.

Aber auch die SAGA/GWG hat sich nicht lumpen lassen und nicht nur die Verkleidung und Wärmedämmung der Häuser vor­angetrieben, sondern auch die Zugänge zu den Häusern zum Teil barrierefrei gestaltet. Sehr schön.

Nicht schön, um kurz wieder etwas Negatives zu er­wähnen, ist die Tatsache, dass die Mittel für die Pflege der öf­fentlichen Flächen gekürzt wurden. Die Folge war, dass die Rasen­flächen in den Parks einen halben Me­ter hoch wuch­sen, weil ein spe­zieller Rasenmä­her aus Mangel an Geld für die Repara­tur nicht eingesetzt werden konnte. Das darf nicht sein.

Zu ganz bestimmten Jahreszeiten kommt es vor, dass die eigenen Frei­zeitaktivitäten weder draußen noch in den eigenen vier Wänden stattfinden sollen oder können. Deshalb wurden auch hier im Quartier Einrichtungen geschaffen, wie sie es in allen anderen auch gibt. Wir sprechen vom Bürger-­ und Spielhaus Dannerallee, in denen sich Be­wohner zum Kochen oder auch zum spielenden Zeitvertreib­ treffen, egal aus welchem Land sie kommen. Herrlich. So sieht Völker­verständigung aus. Die Umset­zung hat zwar mehrere Jahre gedauert, aber wie heißt es so schön: Was lange währt, wird endlich gut. Und so hat die Neugestaltung sehr dazu beigetragen, das soziale Klima in diesem Bereich zu verbessern, denn mittlerweile haben die Bewohner das Haus angenommen und sehen es im Positi­ven als Zentrum der Horner Geest.

Eine Sache zum Thema Verfügungs­fond ist vielleicht noch erwähnenswert. Es ist eine 36-seitige Broschüre, die er­stellt worden ist, um darin alle wich­tigen Informationen, Adressen oder Telefonnummern des Quartiers Horner Geest auf einen Blick zu haben. Von Ärzten, Schulen, Kitas oder Bera­tungs­stellen wie Arbeitslosen­hilfe, El­tern- oder Kindersorgentelefon etc. bis hin zu Sportvereinen, Büchereien oder Kul­turzentren. Man kann erkennen, dass sich in den letzten zehn Jahren im Quartier Horner Geest viel verändert hat. Optisch, aber auch durch die so­ziale In­frastruktur mit ihren zahl­reichen Maß­nahmen. Dass aber nicht alles Gold ist, was ein wenig glänzt, muss auch jedem klar sein, denn es gab und gibt immer mal wieder Proble­m­e, bei­spielsweise in der Wohnunter­kunft­ Spliedt­ring. Aber auch die kin­derärzt­liche Versorgung ist nicht be­frie­digend und vor ein paar Jahren schloss man sogar ohne große Not das Gymnasium am Querkamp. Immerhin wur­de an die­sem Ort letztes Jahr wieder eine Stadt­teilschule eröffnet. Prima.

Wie schon erwähnt; Etwas Positiv zu verändern ist das eine, das Veränderte aber Positiv zu erhalten ist das andere. Das alles so bleibt oder sogar noch ver­bessert wird, darf aber nicht nur an ein­zelnen Per­so­nen, die mit großem Enga­gement dabei sind, hängen bleiben. Alle müssen sich daran beteiligen, auch die Wirt­schaft der Horner Geest, denn diese lebt von der Bevöl­kerung. Von Bewoh­nern, die eine Perspektive sehen, die ein Sicher­heitsgefühl entwickeln können, die nicht vereinsamen oder verarmen und deren Kin­der nicht ver­wahrlosen. Dann könnte fast ge­währ­leistet sein, dass es keine Gewalt mehr gibt. Und wo keine Gewalt res­pektive keine Willkür herrscht, fühlen sich alle wohl. Bitte weiter so.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen