
Also, es war einmal in Amerika, da gab es in New York noch
zahlreiche Brachflächen in benachteiligten und ausgegrenzten Stadtteilen, die zu nutzbaren Gartenflächen
umgestaltet werden sollten. Auch der Anbau von Gemüse war geplant, der primär
dazu führen sollte, dass ein Teil der Selbstversorgung gewährleistet war.
Zu-dem war es gewünscht, dass nach-barschaftliche Beziehungen zwi-schen den
Menschen entstehen. Der soziale Friede sollte dadurch gefördert werden.
Dieses Projekt erwies sich, wie erhofft, als höchst erfolgreiche Strategie,
die tatsächlich zur Verminderung von schwelenden Konflikten in sozial benachteiligten
Bezirken führte.
Nach diesem Vorbild entwickelte sich die Idee der
interkulturellen Gärten auch in Deutschland. 1996 entstand in Göttingen der,
von bosnischen Flüchtlingsfrauen initi-ierte, erste Interkulturelle Garten.
Es sollten da im Besonderen Fami-lien mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge
angesprochen werden. Diese Idee war widerum so erfolg-reich, dass sich das Gedankengut
der Interkulturellen Gärten in ganz Deutschland ausbreitete. Heute steht
geschrieben, dass der Inter-kulturelle Garten eine gemein-schaftliche, meist
ökologische An-lage ist, die von Migranten ver-schiedener Herkunft, Ethnie
und Religion sowie von Einheimischen bepflanzt werden soll. Das
Parade-beispiel für einen funktionierenden Interkulturellen Garten ist in Wilhelmsburg
zu bewundern. Dieser entstand 2008 mit 77 weiteren Gärten in 54 Städten. Zu
Recht, wie wir finden, denn Wilhelms-burg ist mit fast 50.000 Menschen aus 40
Nationen und über 35 Qua-dratkilometern, der Flächenmäßig größte Stadtteil
Hamburgs. Da ist ein Interkultureller
Garten eigent-lich viel zu wenig.
Jetzt soll auch in Billstedt einer entstehen. Jedenfalls
haben sich das Elisabeth Thun, 1. Vorsitzende des Interkulturellen Garten in
Billstedt e.V., Uwe Böhm, 2. Vorsitzender und Friedrich Wilhelm Kröger,
Schatzmeister und Stifter der Carsten Kröger Stiftung vor über einem Jahr zur
Lebensaufgabe gemacht. Zur Lebensaufgabe deshalb, weil es wahrscheinlich
leichter ist, zum Teil die Elbe zuzuschütten und Obstbauern zu enteignen,
damit Flugzeuge besser starten und lan-den können, als einen Interkultu-rellen
Garten in einem Stadtteil, dessen Anteil von Bürgern mit Migrationshintergrund
bei fast 50 Prozent liegt, ins leben zu rufen. Was liegt da eigentlich näher,
als einen solchen Garten anzulegen, damit es wie damals in New York zum
Beispiel zur Verminderung von schwelenden Konflikten in sozial benachteiligten,
und das ist Billstedt nun mal, Bezirken führt.
Was ist der Grund, dass sich alles so lange hinauszögert
hat? „Ein Grund war sicherlich,“ so Uwe Böhm, „zum richtigen Zeitpunkt die
richtigen Ansprechpartner zu finden.“ Die 1. Vorsitzende des neu gegründeten
Vereins, Elisabeth Thun drückt es noch vorsichtiger aus: „Im Grunde genommen
wollen es ja alle. Wir haben ein wunderbares Grund-stück dafür ausgesucht, dass
nur noch geprüft werden muss, ob sich dort vielleicht noch eine höchst
seltene Pflanze wohlfühlt, die es zu schützen gilt, nebenan befindet sich eine
Schule, die beispielsweise den Biologieunterricht in die Gärten verlegen
könnte, und auf der anderen Seite befindet sich das Flüchtlingslager Mattkamp,
deren Menschen gleich mit einbezogen werden könnten.“
„Was will man eigentlich mehr?“ fragt da noch der
Schatzmeister des Vereins, Friedrich Wilhelm Kröger. Diese Frage stellt sich tatsächlich, denn die Idee ist
einfach nur gut. Sollten aber doch noch alle Stricke reißen, mit anderen
Worten, sich tatsächlich noch gewichtige Argu-mente hervortun, die dieses
Projekt auf dem ausgesuchten Grundstück nicht zulassen, sucht man parallel
schon nach Alternativflächen, die von der Behörde sogar angboten werden. Schön
aber wäre es, wenn die Entscheidung nicht nur für dieses Grundstück, sondern
auch noch so schnell wie möglich fallen würde, denn es gibt viel zu tun auf dem
7500 Quadratmeter großen Grundstück, das noch Landschafts-schutzgebiet ist, von
den Bürgern im Moment allerdings hauptsäch-lich als Müllabladeplatz oder als
Hundeklo genutzt wird. Natürlich muss es Flächen geben, damit unsere
vierbeinigen Freunde ihren Auslauf haben und ihre dringenden Geschäfte
verrichten können, „aber,“ so Elisabeth Thun, „wir wollen von dem großen Kuchen
ja nur knapp 2.000 qm beackern. Die würden in zirka 80 bis 90 ungefähr 20 qm
kleine Parzellen aufgeteilt werden, auf denen dann, natürlich unter
ökologischen Gesichtpunk-ten, jeder anpflanzen kann, was er will. Über 20
Mitglieder haben wir schon, obwohl noch gar nicht klar ist, wo der Garten sein
wird.“
Schön wäre es, und so ist es auch geplant, wenn sich jeder
Betreiber eines kleinen Gartens ein bisschen alte Heimat in die neue
Heimat holen wird. Natürlich unter Berücksichtigung unserer norddeutschen
klimatischen Verhältnisse. Denn nicht überall wächst zum Beispiel ein
Olivenbäumchen.“ Uwe Böhm, der in seinem anderen Leben Liedermacher und als
zugewählter Bürger im Regionalausschuss für die GAL tätig ist, fügte hinzu:
„500 qm bräuchten wir dann noch für allgemeine Einrichtungen, wie
Unterstellplätze, falls es doch mal regnen sollte, außerdem für Geräteschuppen,
Toiletten und Grillplatz etc. Dafür wären uns im Moment Fördermitglieder
besonders willkommen, denn mit zwei Euro Monatsbeitrag kommt man nicht allzu
weit.“ Schatzmeister Friedrich Wilhelm Kröger ergänzt: „Vielleicht findet sich
ja auch noch der eine oder andere
Spender. Schön wäre es, zumal die Spenden von der Steuer absetzbar sind.“
Wir vom Hamburger Wochenblatt finden nicht nur diesen
Gedanken der Völkerverständigung char-mant und förderungswürdig, auch ist das
ausgesuchte Grundstück da-für hervorragend geeignet. Die Vorstellung, dass sich
in diesem Interkulturellen Garten Kinder und Jugendliche treffen, erwachsene
Menschen aus den verschiedenen Kulturkreisen miteinander kommunizieren,
vielleicht geerntetes kochen und
gemeinsam essen, sich gegenseitig unterstützen und feiern, ist einfach phänomenal.
Und mal ganz ehrlich, sollte sich auf diesem Grundstück tatsächlich ein
seltenes, schützenswertes Mauerblümchen befinden, so findet dieses
Pflänzchen sicher in den neu angelegten Gärten ein Plätzchen. Wäre doch
gelacht, wenn nicht. Mike Neschki
Wer Interesse an einem kleinen Grundstück hat, meldet sich
unter
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