Dienstag, 1. November 2011

Jenkelweg-Archenholzstraße



Wer über Billstedt und Horn redet, kommt nicht drum herum, auch von den vielen Institutionen der beiden Stadtteile, den Arbeitsgemeinschaften und sozialen Einrichtungen, die dort in den letzten Jahren ins Leben gerufen wurden und von den Bürgern gern ge­nutzt werden, zu sprechen. Von daher hätte die Bezeichnung “Aktivposten in Hamburgs Osten“ für diesen Entwick­lungsraum auch ihre Berechtigung. Alles aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Eine Aktivität aber will ge­nannt sein, vor allem im Zusammen­hang des Quartiers Jenkelweg-Archen­holzstraße, das sich durch eine Vielzahl an Freizeitaktivitäten und Gestaltungs­möglichkeiten, beispielsweise den Kul­turpalast, dem Bäderland, dem Öjen­dorfer Park mit seinem Badesee und durch die Bachlandschaften mit Fahr­radwegen auszeichnet. Es ist die Nach­barschaftshilfe!

Sogar der neue Treff­punkt für die rund 3600 Bewohner des Quartiers wurde “Nachbarschaftshaus“ genannt, weil Nachbarschaftshilfe dort eben besonders groß geschrieben wird. Allerdings steht das genannte kleine Haus, das 2010 eingeweiht wurde, nicht gerade zentral. Der Jenkelweg ist für einige der vielen, vor allem der älteren Bewohner, die mehrheitlich südlich des Glinder Wegs wohnen, etwas unglücklich gelegen. Aber immer noch besser, als nicht vorhanden. Inte­ressant ist, dass südlich des Glinder Wegs heute noch einige der  Menschen leben, die 1962, nach der großen Flut, dort angesiedelt wurden. Überhaupt ist der Anteil der über 60jährigen, im Gegensatz zum nördlichen Teil des Quartier, in dem hauptsächlich jüngere Familien wohnen, hier besonders groß.

Erwähnenswert ist, dass im genannten Nachbarschaftshaus langzeitarbeitslose Menschen eine Qualifizierungsmaßnah­me vorfinden, die sich “Chance“ nennt und von der SAGA/GWG ins Leben gerufen wurde. Durch die CHANCE GmbH, die 1999 gegründet wurde, konnte bisher fast jeder zweite Be­schäftigte auf einen ungeförderten Ar­beitsplatz wechseln. Die Teilnehmer werden dort mehrheitlich als Hausbe­treuer beschäftigt. Eine Einrichtung, von der alle profitieren.

Auch wenn aus Gründen des Respekts die ständige Betonung »Menschen mit Migrationshintergrund« allmählich der Vergangenheit angehören sollte, muss die Zahl derer, die im Quartier Jenke-weg-Archenholzstraße wohnen, trotz­dem genannt werden. Sie liegt bei zir­ka 60 Prozent, und das ist auch gut so. Denn ohne die Migranten wäre zum Beispiel das Kochen, das unter ande­rem im Nachbarschaftshaus angeboten wird, nur halb so interessant und wahrscheinlich auch nur halb so lecker. Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang auch die Slogans des Hauses. “Zusammen wachsen“ und “Nachbarschaft verbindet“. Damit auch alles so bleibt, sorgen ehren­amtliche Mitarbeiter dafür, dass ein Rädchen in das andere greift und alle zufrieden sind. Der Dank, der dafür ausgesprochen werden muss, kann nicht groß genug sein.

Doch bevor es den Entwicklungsraum Billstedt-Horn gab, arbeitete schon eine Ideenwerkstatt in dieser Gegend, aus deren Ergebnissen unter anderem die Strukturen und das Handlungskon­zept für dieses Quartier entwickelt und festgeschrieben wurden. Zum Beispiel konnte 2010 deswegen die Eröffnung der Jugend- und Freizeitfläche Jenkel­weg gefeiert werden, aber auch die Spielplatzfläche auf dem Grünzug Archenholzstraße, die im wesentlichen über den Grundstücksverkauf für den Neubau der Reihenhäuser auf dem Grünzug realisiert wurde, glänzt heu­te mit einem neuen Bolzplatz und einer Streetballwand. Überhaupt wird für die Jugendlichen in ganz Billstedt-Horn eine Menge getan. In diesem Zusammenhang muss man vor allem den in diesem Quartier ansässigen Sportverein Vorwärts/ Wacker nen­nen, bei dem rund 800 Jugendliche aus 29 Nationen Sport treiben. Und nicht nur das. Der Verein ist auch bei der Lehr­stellenvermittlung seiner heran­wach­senden Mitglieder tätig.

Auf dem Gelände des Sportvereins wurden aber auch noch andere Dinge realisiert, die von der gesamten Bevöl­kerung dieses Quartiers genutzt wer­den können. Zum Beispiel eine In­liner-Hindernisstrecke, die mittlerwei­le auch als Fahrrad­hindernis­strecke ge­nutzt wird, ein Bolz­platz, auf dem sogar unter Flutlicht gespielt werden kann und zwei Boulebahnen, die für die Freunde des frankophilen Lebens­stils angelegt wurden. Tolle Sache.

Die Arbeit mit und für die Jugend ist das eine, das andere ist das Betäti­gungsfeld der Arbeitsgemeinschaften, der sozialen Einrichtungen und Ver­bänden für junge Familien jeglicher Coleur. Zum Beispiel die Hausauf­gabenhilfe oder Bibelgruppen, um nur zwei zu nennen. Zudem wird viel für die türkischen und afghanischen Frau­en getan, aber auch Treffen der mus­limischen Frauengruppen finden in diesem Quartier statt. Demnächst wird noch ein Interkultureller Garten angelegt, da aber gilt es noch, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, ein paar Unebenheiten zu glätten. Alle zusammen aber sind guter Dinge. Schön wäre es, wenn es mit dem Garten in diesem Quartier klappen könnte. Sämtliche Bewohner werden davon profitieren. Was in Wil-helmsburg funktioniert, sollte in Billstedt auch kein Problem sein.

Eine Herzensangelegenheit der Bevölkerung des Quartiers Jenkelweg-Archenholzstraße ist die Neugestaltung und Verkehrsberuhigung des Öjendorfer Wegs, das sogar vom Regional­ausschuss unterstützt wird. Damit die Fußgänger und auch die Nutzer des immer wichtiger werdenden Fahrrades wieder zu ihrem Recht kommen. Hier­zu wurde sogar eine Untergruppe Ver­kehr gegründet, die schon viel­fältige Überlegungen  niedergeschrie­ben und Begehungen initiiert haben. Bisher allerdings ohne Teilnahme der Verant­wortlichen des HVV. Zwar wurden die Frau- und Herrschaften zu den Begeh­ungen und Sitzungen immer wieder eingeladen, aber die Wünsche der Be­völkerung stießen bisher leider auf taube Ohren. Doch irgendwann wer­den auch diese aufgestellt werden müssen. Sicher.

Zudem diskutiert der Quartiersbeirat in Zusammenarbeit mit der SAGA/ GWG das Thema Parkpaletten. Das sind die­se hässlichen und maroden zwei- bis dreige­schos­sigen Parkplatz­anlagen, die abgerissen werden sollen, wenn dafür Ausweichräume für alle Kraftfahrzeuge gefunden worden sind. Und wenn wir schon beim Abriss von Gebäuden sind, wird auch über einen Neubau der Grundschule Archenholz­straße nachgedacht, weil aus Gründen einer effizien­ten Nutzung von Energie notwendige Modernisierungs­maß­nah­men finanziell nicht sinnvoll er­scheinen.

Wenn jetzt noch die Infrastruktur, in diesem Fall die Nahversorgung opti­miert werden würde – das Billstedter Einkaufszentrum ist zwar unweit ge­legen, aber der Öjendorfer Weg ist, vor allem, wie oben schon erwähnt, für die ältere Bevölkerung, nicht ganz ungefährlich –  dann könnte dieses Quartier seinen Beitrag dazu leisten, dass Billstedt-Horn einer der familien­freundlichsten Stadtteile Hamburgs wird. Das engagierte Bezirksamt Hamburg Mitte in Verbindung mit der Lawaetz-Stiftung, die mit der Koordi­nierung für die Umsetzung des Pro­gramms “integrierte Stadtteilentwick­lung“ beauftragt wurde, sind hoch mo­tiviert, um die gesetzten Ziele zu er­reichen. 

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