Anfang März 2012 hatte die Innenbehörde unter
Leitung des Hamburger Innensenators Michael Naumann die polizeiliche Kriminalstatistik
2011 vorgestellt. Darin steht beispielsweise geschrieben, dass die Gesamtzahl der erfassten Straftaten gegenüber 2010 leicht,
genau um 1,8 Prozent, auf 228.874 Fälle angestiegen ist. Das ist vor allem auf
eine Zunahme von Diebstählen, unter anderem der Laden- und Fahrraddiebstähle
und des Warenbetrugs, zum Beispiel bei Ebay, zurückzuführen. Im Jahr 2002 waren
mit 269.121 Delikten noch rund 40.000 Straftaten mehr registriert worden, das
aber liegt lange zurück.
Auf den ersten Blick
sind diese Zahlen interessant, die in Billstedt aber wahrscheinlich nur wenige Bürger interessiert. Viel
spannender die Fragen, wie mein Stadtteil, in diesem Falle Billstedt, im
Verhältnis zu anderen “Vierteln“ abschneidet und um was für Kriminalfälle es
sich dabei genau handelt.
Wir haben uns die Mühe
gemacht, tiefer in die Statistikzahlen einzutauchen und dabei Aufschlussreiches
entdeckt. Zum Beispiel, dass Billstedt insgesamt einen Rückgang der
Kriminalfälle von 4,8 Prozent zu verzeichnen hat. Ganz im Gegensatz zum
momentan hoch protegierten Stadtteil Wilhelmsburg, der diesbezüglich gegen den
Trend in Hamburg-Mitte ein Plus von 2,8 Prozent an Delikten aufweist. Genauso
wie Altona-Nord und Altona-Altstadt, die auch ein Plus von 6,3 Prozent rspt.
7,0 Prozent an zu verzeichnen haben. Altona aber gehört nicht zum Bezirk
Hamburg-Mitte, von daher sind diese Zahlen für die Billstedter nicht wirklich
relevant. Dafür jedoch St. Pauli und St. Georg. Auch diese beiden Bezirke
können leider nicht verhehlen, dass sie es nicht geschafft haben, die Kriminalität
zurückzuschrauben. Ganz im Gegensatz dazu und erstaunlicher Weise der
Stadtteil Hamm. Dieses Quartier hat einen Rückgang von knapp 20 Prozent zu
vermelden und ist damit im Bezirk Hamburg-Mitte Rekordhalter.
Doch zurück zu
Billstedt. In absoluten Zahlen gab es hier 8642 Fälle oder Delikte, wie man
sagt. Das sind im Zweifelsfalle 8642 Fälle zuviel. Aber allein an Diebstählen,
wobei damit auch jeder Kleinstdiebstahl gemeint ist, beispielsweise, wenn ein
Schüler dem anderen Schüler das Telefon zockt, waren 4044 Fälle gemeldet worden.
Wenn man das ins Verhältnis setzt, relativieren sich die Zahlen insgesamt sehr,
auch wenn das Zocken von Telefonen unter Schülern ganz sicher nicht gutzuheißen
ist. Aber selbst bei Diebstählen gibt es ein Minus zu vermelden, wenn auch nur
von einem Prozent. Im Gegensatz zum schon einmal erwähnten Stadtteil
Wilhelmsburg, der in diesem Fall ein Plus von knapp zehn Prozent zu verzeichnen
hat.
Hochinteressant sind in
diesem Zusammenhang die Diebstahlszahlen der Insel Neuwerk. Da gab es 2010
genau einen Diebstahl, der allerdings nicht aufgeklärt werden konnte. 2011
dagegen besann sich dieser Dieb und ließ seine Untat zur Gänze sein. Damit hat
die Insel Neuwerk, die tatsächlich zum Bezirk Hamburg-Mitte gehört, einen
Rückgang bei Diebstählen von 100 Prozent auf der Liste stehen. Das muss erst
einmal geschafft werden und sollte Ziel eines jeden Stadtteils werden. Übrigens
auch bei Raubdelikten. Da glänzt besonders Rothenburgsort mit einem Rückgang
von 40 Prozent. Billstedt dagegen nur mit knapp 18 Prozent. Aber was heißt
schon “nur“. Rückgang ist Rückgang. Wilhelmsburg muss auch hier einen Zuwachs
von rund 20 Prozent vermelden. Übrigens auch bei Raubüberfällen. Da allerdings
ist die Zuwachsrate über dreimal so hoch. Genau 62 Prozent. Auch hier glänzt
Billstedt mit einem Rückgang von 21,5 Prozent.
Ganz bitter sind die
kriminellen Zuwachsraten in Hamburg Neustadt. Allein bei den Raubüberfällen auf
Wegen, Straßen oder Plätzen, wie es heißt, gab es eine Verdoppelung.
Insgesamt ist erkennbar,
dass sich Billstedt 2011 ganz gut aus der Affaire gezogen hat – wenn die
Statistik in prozentualen Mengen betrachtet wird. Fast überall sinkende Zahlen.
Das ist erfreulich und kann nur positiv stimmen. In absoluten Zahlen allerdings
sieht die Welt etwas trüber aus, um nicht zu schreiben: ziemlich dunkel. Bei
fast allen Delikten liegt Billstedt nach St. Pauli und St. Georg an dritter
Stelle. Manchmal auch an erster, zum Beispiel bei Diebstahl in und an Autos.
Womit bewiesen ist, dass “an erster Stelle zu stehen“ nicht immer positiv sein
muss. Hier müssen wir Billstedter noch an uns arbeiten. Klein und groß genauso
wie jung und alt. Lassen wir die Kriminalitätsfälle 2012 also weiter so sinken,
dann stehen wir vielleicht eines Tage da wie die Insel Neuwerk. Wäre doch
schön, oder?
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