Mittwoch, 7. Dezember 2011

Nachbarschaftshaus im Jenkelweg


Wenn zwei dasselbe Ziel haben, dann klappt es auch mit dem Nachbar­schaftshaus. Nicht immer aber immer mal wieder. So geschehen in Billstedt. Gesehen hatten sich Safure Soyak und Manfred Aschmotat zwar schon vorher, weil sie beide im gleichen Billstedter Quartier wohnen, aber richtig kennengelernt haben sie sich erst auf einer Behörde, weil sie unabhängig voneinander nach einen Raum in ihrer Gegend suchten. Für sich, für ihre Ideen, für die Menschen um sich herum. In dem sie kochen konnten, basteln, lesen oder einfach nur reden. Denn bislang fand immer nur alles in den eigenen vier Wänden statt. Da waren Spannungen innerhalb der Familie unabwendbar. „Mein Mann wollte mich sogar schon in den Keller sperren,“ meinte Frau Soyak mit einem Augenzwinkern. Das war natürlich nicht Sinn der Sache. Also mussten Räumlichkeiten gefunden werden und dabei sollte ihnen die Behörde zur Seite stehen.


Heute ist es so, dass  Safure Soyak (53) und  Manfred Aschmotat (72) das Nachbarschaftshaus im Jenkelweg eh-renamtlich leiten. Manfred Aschmotat mehr im Hintergrund. Er schaut lieber in der Gegend nach dem rechten. Kümmert sich um seine zehn bis 14 Mann starke Boule-Gruppe und weist den einen oder anderen darauf hin, dass Müll in den dafür vorgesehenen Behälter gehört und nicht auf die Straße. „Wenn das jeder machen würde,“ sagte er uns, „würden wir hier ja im Dreck ersticken.“ Wenn es aber um die Räumlichkeit selbst geht, zum Beispiel auch um die Vermietung des Nachbar-schaftshauses, dann stehen beide da, die Türkin mit deutschem Pass, Frau Soyak, und Herr Aschmotat. Passen auf, dass alles mit rechten Dingen zugeht und alles wieder im ordentli-chen Zustand übergeben wird.

Mit acht Jahren kam Frau Soyak nach Deutschland und bevor sie und ihre Geschwister zur Schule durften, sollten alle erst einmal deutsch lernen. So jedenfalls ihr Vater. Das ist vielleicht der Grund, dass Frau Soyak heute sogar Deutschunterricht für ihre Lands-frauen gibt, aber auch für Frauen aus anderen Ländern. „Der Unterricht bezieht sich aber eher auf das Lesen von Kinderbüchern,“ so Frau Soyak mit dem schönen Vornamen. Sie spricht aber auch noch ein bisschen arabisch und englisch. „Das hilft mir, mich mit Frauen zu unterhalten, die überhaupt kein Deutsch können.“

Fünf Kinder hat sie so ganz nebenbei groß gezogen. „Ohne meinen Mann, der sehr viel Verständnis für mein Engagement aufbringt, hätte ich es nicht geschafft,“ so die ehrenamtliche Helferin des. „Er hat mir sehr viel Arbeit, trotz seines sehr schweren Berufes, abgenommen.“

sSie hilft wo sie kann und wenn es nötig ist, geht sie auch zu den Leuten in die Wohnung, spricht mit ihnen, tröstet sie wenn es nötig ist und geht auch mit denen gemeinsam zur Behörde. Ein-fach so. Super. Nicht selten ist es so, dass Safure Soyak zwischen Einkauf und Essen kochen für die eigene Familie, zwischendurch auch noch einen Backkurs für 20 Frauen haupt-sächlich mit Migrationshintergrund gibt. „Da kommt es schon mal vor, dass man Salz und Zucker verwechselt,“ erzählt sie uns. Sie hatte irgendwann ein Frühstück für 32 Frau-en vorbereitet und Mokka aufgebrüht, als sie an den Gesichtern der Damen bemerkte, dass irgendetwas schief ge-laufen sein musste. „Ich hatte am Abend vorher alles neu aufgefüllt und wohl die beiden Fässer Salz und Zucker verwechselt,“ lachte sie. Dabei hatte sie gar nicht getrunken, denn Alkohol ist im Nachbarschaftshaus strikt verboten, und sie sei ohnehin als Muslimin Antialkoholikerin. „Solange nur Salz mit Zucker verwechselt wird, ist hier im Jenkelweg alles gut,“ so Manfred Aschmotat, aber es gibt leider  immer wieder Anwohner, die unsere neue Anlage hinterm Haus zum Feiern benutzen, dabei die neuen Bänke zer-stören und Dreck hinterlassen.“
Was sich beide denn für das neue Jahr und überhaupt für die Zukunft wün-schen würden, war unsere Frage am Ende des Gesprächs. „Dass sich die russischen Bürger nicht so abkapseln, sich besser integrieren, mitmachen bei den Festen und  Veranstaltungen. Dann wäre das Zusammenleben mit den Bür-gern hier im Quartier sehr viel ein-facher.“ Und dann baten uns beide, dass wir noch einen Dank an den Beirat und an die SAGA/GWG aussprechen sollten, dass sie sich dafür eingesetzt haben, dass hier ein so schönes Nach-barschaftshaus steht. Das sind Wünsche! Alles Gute weiterhin. Auf dass Sie lange Gesund bleiben. Mike Neschki

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