Endlich
ist es soweit. Der Interkulturelle
Garten in Billstedt wird trotz aller Irrungen und Wirrungen realisiert. Nicht
wie gewünscht am Rande der Archenholzstraße sondern an der Bahnstrecke
Legienstraße/Kuriergang.
Wie und warum von der Idee bis zur Umsetzung über anderthalb
Jahre vergangen sind und weshalb viele Mitglieder zwischenzeitlich ganz
allmählich die Geduld und damit auch die Lust verloren, sei hier ansatzweise erklärt.
Ende des Jahres 2010 wurde während einer Sitzung der Stadtteilinitiative
“Hallo Billstedt“ die Idee des Interkulturellen Gartens geboren. Der hohe Migrationsanteil
von etwa 50 Prozent erschien für so ein Objekt sinnvoll. Beschlossen und verkündet wurde ein Verein gegründet. Schnell
favorisierte der Vorstand ein Grundstück an der Archenholzstraße. Dass
dieses Areal eventuell Probleme bereiten könnte, wurde nicht in Erwägung gezogen.
Selbst ein diplomierter Biologe und anerkannter Naturschützer hielt es für
geeignet. Leider erklärte das verantwortliche Fachamt nach erster Begehung,
dass dieses Grundstück zum Landschaftsschutzgebiet gehört und damit für den
Interkulturellen Garten nicht in Frage käme. Doch ein Landschaftsschutzgebiet,
so die Vereinsoberen, unterliegt nicht dem Naturschutz. Es gibt diesbezüglich
sogar Gestaltungsrichtlinien. Sie beharrten also darauf.
Zwischenzeitlich verging nach ersten schnellen Schritten in
die richtige Richtung fast ein Jahr. Das Wetter wurde wieder herbstlich, der
Winter nahte. Von daher hielten alle Protagonisten noch still, ohne zu ahnen,
dass sich auch in nächster Zeit nicht viel tun würde.
Àpro pos tun. Elisabeth Thun, die erste Vorsitzende des
Vereins hatte zu diesem Zeitpunkt leider noch keinen “Plan B“ in der Tasche
und sich auch noch nicht mit den Mitgliedern inklusiv des gesamten Vorstands
beraten, sollte das mit der Archenholzstraße wider Erwarten doch nicht
funktionieren. Warum auch?
Ende 2011 wurde die Archenholzstraße dann gänzlich abgelehnt.
Alternativflächen standen aber zur Debatte. Zum einen in der Legienstraße
und zum anderen im Maukestieg direkt am Busbahnhof. Diese Fläche favorisierte
übrigens die Behörde. Doch statt endlich Nägel mit Köpfen zu machen, wurde erst
noch einmal an der Satzung gefeilt. Parallel wurden zwar beide Grundstücke
begutachtet, aber nicht für gut befunden. Man hätte am liebsten immer noch die
Fläche an der Archenholzstraße. Dieser Wunsch manifestierte sich auch
deshalb, weil der Vorstand des Vereins im Regionalausschuss vortragen durfte,
was denn der Interkulturelle Garten genau sei und wo man sich ansiedeln möchte.
Hoffnung keimte auf. Man lehnte dabei auch gleich den Maukestieg grundsätzlich
ab. Aus vielerlei Gründen. Die Legienstraße aber würde man tendenziell favorisieren.
Das wiederum verstand der Regionalausschuss als Votum für die Legienstraße.
Irgendwann wurde doch noch eine Mitgliederversammlung
einberufen, die sich dann allerdings für den Maukestieg aussprach. Schnell
wurden also wieder Anträge gestellt, die von der Behörde an den Umweltausschuss
weitergeleitet und natürlich abgelehnt wurden, weil sich der Regionalausschuss
ja nach Rücksprache mit dem Verein schon für die Legienstraße ausgesprochen
hatte.
Zu guter letzt haben Uwe Böhm, zugewählter Bürger der Grünen
im Regionalausschuss und zu der Zeit noch einfaches Mitglied des Interkulturellen
Gartens, gemeinsam mit der SPD und FDP einen Antrag für die Legienstraße gestellt,
wegen der Nägel mit den Köpfen, die das Votum des Regional- und Umweltausschusses
bekräftigen sollte. Das ist nun geschehen. Es fehlen praktisch nur noch die
Unterschriften. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wann der ersten
Spatenstich erfolgt.
Was ist ein Interkultureller Garten?
Es war einmal in Amerika, da gab es in New York noch zahlreiche
Brachflächen in benachteiligten und ausgegrenzten Stadtteilen, die zu nutzbaren Gartenflächen umgestaltet
werden sollten. Auch der Anbau von Gemüse war geplant, der primär dazu führen
sollte, dass ein Teil der Selbstversorgung gewährleistet war. Zudem erhoffte
man sich neue nachbarschaftliche Beziehungen, die den sozialen Frieden fördern.
Dieses Projekt erwies sich als höchst erfolgreich. Sie führte tatsächlich zur
Verminderung von schwelenden Konflikten in sozial benachteiligten
Bezirken.
Schnell sprach sich die Idee auch in Deutschland herum, und
so entstand 1996 in Göttingen der, von bosnischen Flüchtlingsfrauen initiierte,
erste Interkulturelle Garten. Es sollten da im Besonderen Familien mit
Migrationshintergrund und Flüchtlinge angesprochen werden. Diese Idee war
auch hier so erfolgreich, dass sich das Gedankengut der Interkulturellen
Gärten in ganz Deutschland ausbreitete. Heute steht geschrieben, dass der
Interkulturelle Garten eine gemeinschaftliche, meist ökologische Anlage
ist, die von Migranten verschiedener Herkunft, Ethnie und Religion sowie von
Einheimischen bepflanzt werden soll. Mike Neschki
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