Wie bestimmte Kreise auf der Klaviatur von
Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz spielen, um populistisch ihr politisches
Süppchen zu kochen und um andererseits ihre ganz persönlichen Interessen zu
bedienen.
Angst wurde geschürt, denn mit Angst wird leider Politik
gemacht, Gerüchte wurden gestreut,
Halbwahrheiten verbreitet. Dankbar ist dann vor allem wieder mal die
Springerpresse auf den Zug aufgesprungen, um das Schüren der Ängste nochmal zu
toppen. Es geht nicht um den Untergang des Abendlandes, sondern um den Neubau
einer Moschee, die seit über 12 Jahren in der Billstedter Hauptstraße existiert
und deren Vereinsmitglieder von dort mit vielfältigen Aktivitäten in den
Stadtteil hinein wirken. Auf Grund dieser Neubaupläne wird nun Stimmung gegen
die Moschee gemacht. Es werden Gräben aufgerissen und Vorurteile zementiert.
Das geht an der Realität der Verhältnisse in Billstedt total vorbei, aber das
schert die Protagonisten dieser menschenspaltenden Einstellung nicht die Bohne.
Knapp 50 Prozent der Bevölkerung in Billstedt sind
nicht-deutscher Herkunft. Billstedt war und ist ein Einwandererstadtteil. Hier
muss es nun der Ansatz aller Menschen sein, das Zusammenleben
unterschiedlichster Kulturen auf der Grundlage von Toleranz, Respekt und
Menschlichkeit zu fördern. Was dies beim Thema Moschee und damit
Religionsausübung bedeutet, zeigt ein Blick ins Grundgesetz, Artikel 3 und
Artikel 4:
„Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung,
seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens,
seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt
werden.“
„Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit
des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Die ungestörte
Religionsausübung wird gewährleistet.“
Die Väter des Grundgesetzes haben diese Artikel ganz bewusst
und mit Überzeugung zur Grundlage unserer Gesellschaft gemacht, denn sie waren
ganz tief von den Erfahrungen mit dem Hitlerfaschismus geprägt. Eine solche
„Terrorherrschaft“ sollte in unserem Land nie wieder eine Chance haben.
Damals ging es auch um Synagogen – heute geht es um
Moscheen!!!
Wenn man sich die „Argumente“ der Moscheegegner anschaut,
kommt man nicht am Bürgerverein und dem ehemaligen „Bürgermeister vom Bezirk
Mitte“ Markus Schreiber vorbei! Der Bürgerverein befürchtet, dass durch die
Renovierung der Moschee eine „Parallelgesellschaft“ geradezu gefördert wird und
er befürchtet eine Abwertung des Stadtteils Billstedt.
Was ist eigentlich eine Parallelgesellschaft? Ist es nicht
normal, dass Menschen, die sich abgelehnt fühlen, auf diese Ablehnung
reagieren, indem sie sich zurückziehen und sich in Kreisen bewegen, in denen
sie akzeptiert werden? Ist es dann nicht vom Bürgerverein ein Ausflug nach
„Absurdistan“, wenn aus dem Bürgerverein Ressentiments gegen Menschen mit
Migrationshintergrund gestreut werden, um dann gleichzeitig eine
„Parallelgesellschaft “zu beklagen? „Parallelgesellschaften“ gibt es überall!
Auch da, wo man sie nach unserer Presse nicht vermutet. Man findet sie in
Blankenese, beim Wiener Opernball, in Schützenvereinen, bei „Fressbanketten“ so
genannter Wichtigtuer, in religiösen Sekten auch in christlich geprägten
Gruppen. Die Moschee will gerade das Gegenteil bewirken, denn sie will für
jeden Billstedter offen sein. Sie möchte als Kulturzentrum verstanden werden;
also ein Ort der Begegnung! Der Bürgerverein befürchtet außerdem eine Abwertung
des Stadtteils durch den geplanten Neubau.
Niemand will dem Bürgerverein absprechen, dass er sich um
das Wohl Billstedts sorgt, denn er macht viele gute Sachen, aber es verfestigt
sich bei einigen Vertretern des Vereins der Eindruck, dass - wenn sie vom Wohl Billstedts sprechen - dabei vorrangig ihr eigenes Wohl im
Auge haben. Ihnen scheint es um den Wert ihrer Grundstücke und Häuser zu gehen,
was gleichzeitig dokumentiert, was für ein „perverses Denken“ in
wirtschaftliches Handeln Einzug gehalten hat.
„Ausländer“ bedeuten dann Wertverlust!!
Dass dies Blödsinn ist, zeigt der Blick in andere
Stadtteile!!! Nun kann man sicherlich die Sozialstruktur Altonas nicht mit der
von Billstedt vergleichen, aber Altona (als ein Beispiel) ist im Bewusstsein
der Hamburger ein angesehener Stadtteil. Hier leben die Menschen aus
unterschiedlichsten Kulturkreisen miteinander und das erzeugt eine bunte
Lebensfreude, die man atmosphärisch spüren kann, wenn man den Stadtteil
besucht.
In diese Richtung sollte sich Billstedt entwickeln. Ein
Stadtteil des Miteinanders wird viel Ansehen erlangen. Herr Markus Schreiber
schien sich, wenn man damals die Presse verfolgte, auf einem Kreuzzug gegen
„Alles“ zu befinden, was irgendwie anders ist. Er wollte sich wohl als
„Law und Order Mann“ profilieren.
Irgendwie schien er mit dem Karriereknick nicht klar zu kommen, denn er war als
Bausenator im Gespräch, was dann nicht wie erhofft, funktionierte. So war in
der Presse zu lesen, dass er den Anblick von Obdachlosen als gruselig
empfindet, was er allerdings dementierte. Aber das kennt man ja. Herr Schreiber, nicht Obdachlose sind
gruselig, denn es stecken harte Schicksale dahinter, sondern Ihre Einstellung
ist gruselig!! Die Zomia-Leute,
die derzeit auf einer Fläche in
Wilhelmsburg wohtnen, wollte er zum 30.4.2011 räumen lassen. Hier
argumentierte dieser kalte Technokrat auf der Grundlage eines Gesetzes aus der
Nazi-Zeit (1937), das gegen Sinti und Roma in Stellung gebracht worden war. Es
besteht der Verdacht, dass Markus Schreiber die Presse mit Informationen zur
Moschee versorgt hat, die eigentlich vertraulich waren. Die Krönung war
folgendes Zitat aus der TAZ vom 11.2.2011: „Wenn wir hier Minarette und Muezzinrufe bekommen, haben wir
eine Bürgerinitiative am Start und die NPD in der Bezirksversammlung“ so Markus
Schreiber.
Diese Zitat gibt einen klaren Einblick in die geistige Verfassung
unseres ehemaligen „Bezirksbürgermeisters“ Ein Muezzin war nach unseren
Kenntnissen nie geplant und auch Minarette wird es nicht geben. Aber seit wann
gehen wir in vorauseilendem Gehorsam auf Rechte und NPD ein? Mit einer solchen
Einstellung werden Nazis geradezu ermutigt, ihre menschenverachtende Gesinnung
in den Stadtteil zu tragen. Das ist quasi eine Einladung, denn ihre Gesinnung
führt zu Konsequenzen im Denken von Herrn Schreiber. Gegen Nazis hilft nur ein
konsequentes Miteinander unterschiedlichster Kulturen auf der Grundlage von
Toleranz und gegenseitigem Respekt. Wir leben gern mit unseren Nachbarn aus
vielen anderen Ländern zusammen. Das ist die Antwort Herr Schreiber. Wir haben
nichts gemein mit Rassisten, denn in allen Nationalitäten gibt es Menschen mit
gutem und mit schlechtem Charakter.
Auf der Veranstaltung im Panorama Hotel wurde auch noch auf
den Vorwurf eingegangen, dass die Moschee im Blickfeld des Verfassungsschutzes
stehen soll. Fast alle Moscheen werden vom Verfassungsschutz unter die Lupe
genommen. Eine besondere Gefährdung durch die Moschee in Billstedt besteht nach
Aussagen des PK 42 nicht. Die Zusammenarbeit ist wirklich gut, sagte der
Vertreter der Polizeiwache 42. Alle Glaubensrichtungen und Ideologien bringen leider
auch Fanatiker hervor, denen man entschlossen entgegentreten muss. Diese
Fanatiker gibt es auch unter Christen.
Ich befürworte die Renovierung der Moschee und den Neubau
einer Altentagesstätte und einer Altenpflegestätte. Ich werde mich immer gegen
alle Versuche wenden, Menschen gegeneinander aufzuhetzen und auszuspielen. Ich
treten für Versöhnung und tolerantes Miteinander ein. Eine Spaltung der
Menschen nützt nur denen, die in unserer Gesellschaft profitieren. Sie nützt
denen, von denen wir ausgenutzt werden. Wehret den Anfängen! Uwe Böhm
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen