Donnerstag, 16. August 2012

Moschee in Billstedt


Wie bestimmte Kreise auf der Klaviatur von Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz spielen, um populistisch ihr politisches Süppchen zu kochen und um andererseits ihre ganz persönlichen Interessen zu bedienen.

 Angst wurde geschürt, denn mit Angst wird leider Politik gemacht, Gerüchte wurden gestreut,  Halbwahrheiten verbreitet. Dankbar ist dann vor allem wieder mal die Springerpresse auf den Zug aufgesprungen, um das Schüren der Ängste nochmal zu toppen. Es geht nicht um den Untergang des Abendlandes, sondern um den Neubau einer Moschee, die seit über 12 Jahren in der Billstedter Hauptstraße existiert und deren Vereinsmitglieder von dort mit vielfältigen Aktivitäten in den Stadtteil hinein wirken. Auf Grund dieser Neubaupläne wird nun Stimmung gegen die Moschee gemacht. Es werden Gräben aufgerissen und Vorurteile zementiert. Das geht an der Realität der Verhältnisse in Billstedt total vorbei, aber das schert die Protagonisten dieser menschenspaltenden Einstellung nicht die Bohne.

Knapp 50 Prozent der Bevölkerung in Billstedt sind nicht-deutscher Herkunft. Billstedt war und ist ein Einwandererstadtteil. Hier muss es nun der Ansatz aller Menschen sein, das Zusammenleben unterschiedlichster Kulturen auf der Grundlage von Toleranz, Respekt und Menschlichkeit zu fördern. Was dies beim Thema Moschee und damit Religionsausübung bedeutet, zeigt ein Blick ins Grundgesetz, Artikel 3 und Artikel 4:
„Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“
„Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.“

Die Väter des Grundgesetzes haben diese Artikel ganz bewusst und mit Überzeugung zur Grundlage unserer Gesellschaft gemacht, denn sie waren ganz tief von den Erfahrungen mit dem Hitlerfaschismus geprägt. Eine solche „Terrorherrschaft“ sollte in unserem Land nie wieder eine Chance haben.

Damals ging es auch um Synagogen – heute geht es um Moscheen!!!

Wenn man sich die „Argumente“ der Moscheegegner anschaut, kommt man nicht am Bürgerverein und dem ehemaligen „Bürgermeister vom Bezirk Mitte“ Markus Schreiber vorbei! Der Bürgerverein befürchtet, dass durch die Renovierung der Moschee eine „Parallelgesellschaft“ geradezu gefördert wird und er befürchtet eine Abwertung des Stadtteils Billstedt.

Was ist eigentlich eine Parallelgesellschaft? Ist es nicht normal, dass Menschen, die sich abgelehnt fühlen, auf diese Ablehnung reagieren, indem sie sich zurückziehen und sich in Kreisen bewegen, in denen sie akzeptiert werden? Ist es dann nicht vom Bürgerverein ein Ausflug nach „Absurdistan“, wenn aus dem Bürgerverein Ressentiments gegen Menschen mit Migrationshintergrund gestreut werden, um dann gleichzeitig eine „Parallelgesellschaft “zu beklagen? „Parallelgesellschaften“ gibt es überall! Auch da, wo man sie nach unserer Presse nicht vermutet. Man findet sie in Blankenese, beim Wiener Opernball, in Schützenvereinen, bei „Fressbanketten“ so genannter Wichtigtuer, in religiösen Sekten auch in christlich geprägten Gruppen. Die Moschee will gerade das Gegenteil bewirken, denn sie will für jeden Billstedter offen sein. Sie möchte als Kulturzentrum verstanden werden; also ein Ort der Begegnung! Der Bürgerverein befürchtet außerdem eine Abwertung des Stadtteils durch den geplanten Neubau.

Niemand will dem Bürgerverein absprechen, dass er sich um das Wohl Billstedts sorgt, denn er macht viele gute Sachen, aber es verfestigt sich bei einigen Vertretern des Vereins der Eindruck, dass -  wenn sie vom Wohl Billstedts sprechen -  dabei vorrangig ihr eigenes Wohl im Auge haben. Ihnen scheint es um den Wert ihrer Grundstücke und Häuser zu gehen, was gleichzeitig dokumentiert, was für ein „perverses Denken“ in wirtschaftliches Handeln Einzug gehalten hat.

„Ausländer“ bedeuten dann Wertverlust!!

Dass dies Blödsinn ist, zeigt der Blick in andere Stadtteile!!! Nun kann man sicherlich die Sozialstruktur Altonas nicht mit der von Billstedt vergleichen, aber Altona (als ein Beispiel) ist im Bewusstsein der Hamburger ein angesehener Stadtteil. Hier leben die Menschen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen miteinander und das erzeugt eine bunte Lebensfreude, die man atmosphärisch spüren kann, wenn man den Stadtteil besucht.

In diese Richtung sollte sich Billstedt entwickeln. Ein Stadtteil des Miteinanders wird viel Ansehen erlangen. Herr Markus Schreiber schien sich, wenn man damals die Presse verfolgte, auf einem Kreuzzug gegen „Alles“ zu befinden, was irgendwie anders ist. Er wollte sich wohl als „Law  und Order Mann“ profilieren. Irgendwie schien er mit dem Karriereknick nicht klar zu kommen, denn er war als Bausenator im Gespräch, was dann nicht wie erhofft, funktionierte. So war in der Presse zu lesen, dass er den Anblick von Obdachlosen als gruselig empfindet, was er allerdings dementierte. Aber das kennt man ja.  Herr Schreiber, nicht Obdachlose sind gruselig, denn es stecken harte Schicksale dahinter, sondern Ihre Einstellung ist gruselig!!  Die Zomia-Leute, die derzeit auf einer Fläche in  Wilhelmsburg wohtnen, wollte er zum 30.4.2011 räumen lassen. Hier argumentierte dieser kalte Technokrat auf der Grundlage eines Gesetzes aus der Nazi-Zeit (1937), das gegen Sinti und Roma in Stellung gebracht worden war. Es besteht der Verdacht, dass Markus Schreiber die Presse mit Informationen zur Moschee versorgt hat, die eigentlich vertraulich waren. Die Krönung war folgendes Zitat aus der TAZ vom 11.2.2011: „Wenn wir hier Minarette und Muezzinrufe bekommen, haben wir eine Bürgerinitiative am Start und die NPD in der Bezirksversammlung“ so Markus Schreiber.

Diese Zitat gibt einen klaren Einblick in die geistige Verfassung unseres ehemaligen „Bezirksbürgermeisters“ Ein Muezzin war nach unseren Kenntnissen nie geplant und auch Minarette wird es nicht geben. Aber seit wann gehen wir in vorauseilendem Gehorsam auf Rechte und NPD ein? Mit einer solchen Einstellung werden Nazis geradezu ermutigt, ihre menschenverachtende Gesinnung in den Stadtteil zu tragen. Das ist quasi eine Einladung, denn ihre Gesinnung führt zu Konsequenzen im Denken von Herrn Schreiber. Gegen Nazis hilft nur ein konsequentes Miteinander unterschiedlichster Kulturen auf der Grundlage von Toleranz und gegenseitigem Respekt. Wir leben gern mit unseren Nachbarn aus vielen anderen Ländern zusammen. Das ist die Antwort Herr Schreiber. Wir haben nichts gemein mit Rassisten, denn in allen Nationalitäten gibt es Menschen mit gutem und mit schlechtem Charakter.

Auf der Veranstaltung im Panorama Hotel wurde auch noch auf den Vorwurf eingegangen, dass die Moschee im Blickfeld des Verfassungsschutzes stehen soll. Fast alle Moscheen werden vom Verfassungsschutz unter die Lupe genommen. Eine besondere Gefährdung durch die Moschee in Billstedt besteht nach Aussagen des PK 42 nicht. Die Zusammenarbeit ist wirklich gut, sagte der Vertreter der Polizeiwache 42. Alle Glaubensrichtungen und Ideologien bringen leider auch Fanatiker hervor, denen man entschlossen entgegentreten muss. Diese Fanatiker gibt es auch unter Christen.
Ich befürworte die Renovierung der Moschee und den Neubau einer Altentagesstätte und einer Altenpflegestätte. Ich werde mich immer gegen alle Versuche wenden, Menschen gegeneinander aufzuhetzen und auszuspielen. Ich treten für Versöhnung und tolerantes Miteinander ein. Eine Spaltung der Menschen nützt nur denen, die in unserer Gesellschaft profitieren. Sie nützt denen, von denen wir ausgenutzt werden. Wehret den Anfängen! Uwe Böhm

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