Donnerstag, 6. Dezember 2012

Asylbewerber nach Billstedt: Ihr seid uns willkommen ... aber!


Von Uwe Böhm

Als ich gehört habe, dass es Planungen gibt, Asylbewerber in Billstedt unterzubringen, haben mich Befürchtungen und eine große Ratlosigkeit ergriffen. Diese sind geprägt von der teilweise unseligen Debatte um den Ausbau der afghanischen Moschee, die mir immer noch derbe in der Erinnerung liegt.

Nun werden sie wieder aus ihren „Löchern“ kriechen, um den Tango der Fremdenfeindlichkeit zu tanzen und um zum Karneval der Vorurteile zu blasen. Gerade führt die NPD eine Kampagne gegen Asylantenheime in Berlin, die sie von Bezirk zu Bezirk tragen will. Antifa aufgepasst!! Meine Befürchtungen wurden dann durch ein Telefonat mit meinem Freund Mehmet Yildiz (Bürgerschaftsabgeordneter der LINKEN) noch verstärkt, denn Mehmet hat mich auf das Problem hingewiesen, dass die Politakteure es immer wieder versäumen, die Menschen mitzunehmen, sondern stattdessen Fakten schaffen, die Ressentiments geradezu entstehen lassen. Ein Schelm, der dahinter politisches Kalkül vermutet. Da bin ich voll Schelm!

Das Thema Asylbewerber nach Billstedt ist hoch sensibel und erfordert große Sorgfalt in der Diskussion, um die Tür für Fremdenfeindlichkeit fest verschlossen zu halten. Billstedt ist und war immer ein Einwandererstadtteil und wir leben gerne mit Menschen unterschiedlichster Kulturkreise zusammen und ich weiß, dass im Prinzip kein Mensch seine Heimat verlässt, wenn er sich nicht in großer Bedrängnis befindet. Kein Mensch ist illegal!  

Ich denke, dass es mir nur richtig gut geht, wenn es auch meinen Nachbarn gut geht. Das ist meine Philosophie, die ich mehr schlecht als recht zu leben versuche. Die Asylbewerber, die nach Billstedt kommen sollen, wären meine Nachbarn, denen ich eine vernünftige Lebensperspektive wünsche. Sie brauchen wirkliche Hilfe und vernünftige Unterstützung, um sich hier zurecht zu finden.
Kann Billstedt das leisten, haben wir dafür die Rahmenbedingungen?

Meine Antwort darauf ist ein klares Nein!

Hätten wir hier auch auf politischer Ebene vernünftige Rahmenbedingungen und entsprechende finanzielle Möglichkeiten, dann wären die Probleme der Menschen im Billstieg und in der Flüchtlingsunterkunft Mattkamp zufriedenstellend und menschenwürdig gelöst. Die Bedingungen in beiden Einrichtungen sind in meinen Augen menschenunwürdig. Hierauf sollten wir unser Augenmerk richten.

Wir können den Asylbewerbern in Billstedt keine vernünftigen Perspektiven bieten und das ist politisch auch gar nicht gewollt, denn die Verhältnisse in den so genannten Sammelunterkünften sollen abschreckend wirken.

Ich lehne nicht die Menschen ab die hier Asyl suchen, sondern die Verhältnisse unter denen sie leben müssen.

Die Politik der etablierten Parteien orientiert sich an den Interessen der reichen Minderheit, die bedient werden soll. Man soll mich widerlegen, aber das wird faktisch nicht gelingen.

Ich fordere die Politik dazu auf, die Asylbewerber in Blankenese, Harvestehude usw. menschenwürdig unterzubringen. Die materiellen Verhältnisse in derartigen Stadtteilen wären dafür ideal. Dann könnten die von diesem System Begünstigten mal etwas an Menschen zurückgeben, deren Elend im weitesten Sinne durch ihren Reichtum mit verursacht wurde.

Nun soll man mir aber nicht nachsagen, dass ich nicht über Alternativen nachdenken würde. Die sieben reichsten Hamburger haben ein Vermögen von 42 Milliarden Euro angehäuft. Ich will meinen Gedankengang im Spektrum der Bescheidenheit bewegen. Nehmen wir Ihnen proportional richtig gewichtet davon 10 Milliarden weg, dann wären sie nicht arm sondern noch immer unermesslich reich. Diese 10 Milliarden investieren wir auf der Grundlage basisdemokratischer Selbstverwaltung in die sozial schwächeren Stadteile, so dass jeder eine Möglichkeit hat, vernünftig zu leben. Unter dieser Voraussetzung könnten dann auch in Billstedt weitere politisch Verfolgte in eigenen Wohnungen menschenwürdig leben. Wir würden uns freuen.

Das aber werden unsere gewählten „Volksvertreter“ niemals wagen oder zu lassen, es sei denn wir zwingen sie dazu!! 

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