Von Uwe Böhm
Als ich gehört habe, dass es Planungen gibt, Asylbewerber in Billstedt unterzubringen, haben mich Befürchtungen und eine große Ratlosigkeit ergriffen. Diese sind geprägt von der teilweise unseligen Debatte um den Ausbau der afghanischen Moschee, die mir immer noch derbe in der Erinnerung liegt.
Als ich gehört habe, dass es Planungen gibt, Asylbewerber in Billstedt unterzubringen, haben mich Befürchtungen und eine große Ratlosigkeit ergriffen. Diese sind geprägt von der teilweise unseligen Debatte um den Ausbau der afghanischen Moschee, die mir immer noch derbe in der Erinnerung liegt.
Nun werden sie wieder aus ihren „Löchern“ kriechen, um den
Tango der Fremdenfeindlichkeit zu tanzen und um zum Karneval der Vorurteile zu
blasen. Gerade führt die NPD eine Kampagne gegen Asylantenheime in Berlin, die
sie von Bezirk zu Bezirk tragen will. Antifa aufgepasst!! Meine Befürchtungen
wurden dann durch ein Telefonat mit meinem Freund Mehmet Yildiz
(Bürgerschaftsabgeordneter der LINKEN) noch verstärkt, denn Mehmet hat mich auf
das Problem hingewiesen, dass die Politakteure es immer wieder versäumen, die Menschen
mitzunehmen, sondern stattdessen Fakten schaffen, die Ressentiments geradezu
entstehen lassen. Ein Schelm, der dahinter politisches Kalkül vermutet. Da bin
ich voll Schelm!
Das Thema Asylbewerber nach Billstedt ist hoch sensibel und
erfordert große Sorgfalt in der Diskussion, um die Tür für Fremdenfeindlichkeit
fest verschlossen zu halten. Billstedt ist und war immer ein
Einwandererstadtteil und wir leben gerne mit Menschen unterschiedlichster
Kulturkreise zusammen und ich weiß, dass im Prinzip kein Mensch seine Heimat
verlässt, wenn er sich nicht in großer Bedrängnis befindet. Kein Mensch ist
illegal!
Ich denke, dass es mir nur richtig gut geht, wenn es auch
meinen Nachbarn gut geht. Das ist meine Philosophie, die ich mehr schlecht als
recht zu leben versuche. Die Asylbewerber, die nach Billstedt kommen sollen,
wären meine Nachbarn, denen ich eine vernünftige Lebensperspektive wünsche. Sie
brauchen wirkliche Hilfe und vernünftige Unterstützung, um sich hier zurecht zu
finden.
Kann Billstedt das leisten, haben wir dafür die
Rahmenbedingungen?
Meine Antwort darauf ist ein klares Nein!
Hätten wir hier auch auf politischer Ebene vernünftige
Rahmenbedingungen und entsprechende finanzielle Möglichkeiten, dann wären die
Probleme der Menschen im Billstieg und in der Flüchtlingsunterkunft Mattkamp
zufriedenstellend und menschenwürdig gelöst. Die Bedingungen in beiden Einrichtungen sind in meinen Augen
menschenunwürdig. Hierauf sollten wir unser Augenmerk richten.
Wir können den Asylbewerbern in Billstedt keine vernünftigen
Perspektiven bieten und das ist politisch auch gar nicht gewollt, denn die
Verhältnisse in den so genannten Sammelunterkünften sollen abschreckend wirken.
Ich lehne nicht die Menschen ab die hier Asyl suchen, sondern die Verhältnisse unter denen sie leben
müssen.
Die Politik der etablierten Parteien orientiert sich an den
Interessen der reichen Minderheit, die bedient werden soll. Man soll mich
widerlegen, aber das wird faktisch nicht gelingen.
Ich fordere die Politik dazu auf, die Asylbewerber in
Blankenese, Harvestehude usw. menschenwürdig unterzubringen. Die materiellen
Verhältnisse in derartigen Stadtteilen wären dafür ideal. Dann könnten die von
diesem System Begünstigten mal etwas an Menschen zurückgeben, deren Elend im
weitesten Sinne durch ihren Reichtum mit verursacht wurde.
Nun soll man mir aber nicht nachsagen, dass ich nicht über
Alternativen nachdenken würde. Die sieben reichsten Hamburger haben ein
Vermögen von 42 Milliarden Euro angehäuft. Ich will meinen Gedankengang im
Spektrum der Bescheidenheit bewegen. Nehmen wir Ihnen proportional richtig
gewichtet davon 10 Milliarden weg, dann wären sie nicht arm sondern noch immer
unermesslich reich. Diese 10 Milliarden investieren wir auf der Grundlage
basisdemokratischer Selbstverwaltung in die sozial schwächeren Stadteile, so
dass jeder eine Möglichkeit hat, vernünftig zu leben. Unter dieser
Voraussetzung könnten dann auch in Billstedt weitere politisch Verfolgte in
eigenen Wohnungen menschenwürdig leben. Wir würden uns freuen.
Das aber werden unsere gewählten „Volksvertreter“ niemals wagen
oder zu lassen, es sei denn wir zwingen sie dazu!!
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