Strompreise steigen derzeit massiv auf breiter Front. Tarife
vergleichen und viele Euros beim Wechsel sparen, heißt das Gebot der Stunde.
Was viele jedoch nicht wissen: Auch der eigene Versorger ringt oftmals mit
attraktiveren Offerten um Bestandskunden, die ein Recht auf Sonderkündigung
besitzen - vorausgesetzt, sie nehmen den Kampf auf. Die Verbraucherzentrale NRW
empfiehlt Stromkunden daher, den Hotlines einzuheizen.
Die aktuelle Erhöhungswelle hat Volker Stamm (Name geändert)
wie viele Millionen derzeit voll erwischt. Den Angestellten aus Erkelenz bei
Mönchengladbach, seit Jahren von der E.ON-Tochter E-wie-einfach versorgt, soll
es zum 1. April mit fast 28 Cent pro kWh (Kilowattstunde) treffen: rund satte
20 Prozent mehr.
Solch deftige Attacke auf die Geldbörse können Kunden
allerdings abmildern: dank ihres Rechtes auf Sonderkündigung des Stromvertrags.
Und viele Konkurrenten locken zum Wechsel – mit Neukundenboni und preiswerteren
Tarifen. Ersparnisse von 100 Euro und mehr pro Jahr sind so durchaus drin.
Was viele jedoch nicht ahnen: Auch der eigene Lieferant
ringt mitunter heftig um Bestandskunden – vorausgesetzt, sie nehmen den Kampf
auf. Wie weit Firmen dabei gehen, belegt das Beispiel von Volker Stamm. Statt
das Erhöhungsschreiben klaglos abzuheften, meldete sich der Erkelenzer mehrfach
bei der Hotline seines Anbieters und erlebte stets neue Euro-Überraschungen.
Los ging es mit einem 10-Euro-Gutschein, quasi als
Treue-Schmankerl. Damit nicht genug. Das nächste Beratungsgespräch erbrachte
obendrauf einen neuen Vertrag, über den nicht nur Strom, sondern nach einem
Jahr auch ein Bonus von 90 Euro fließen sollte.
Stamm unterschrieb nicht, sondern tippte weiter die
Hotline-Nummer. Seine Frage, ob eine Kündigung auch telefonisch möglich sei,
beantwortete E-wie-einfach mit der Zusendung eines ähnlich teuren
Öko-Stromvertrages gekrönt von einem 145 Euro-Bonus.
Kein Scherz ist es mithin, dass sich bei E-wie-einfach ab
dem 1. April hinter Stamms „EinPreisTarif“ verschiedenste Abrechnungen
verbergen können. In den Worten von Pressesprecherin Bettina Donges heißt das:
„Wir geben unseren Kundenbetreuern bewusst Freiheiten, um auf den Kunden
reagieren zu können.“ Ob selbst bei hartnäckigen Kunden wie Volker Stamm noch
was geht? „Ich würde vermuten, dass dies nicht der Fall ist“, sagt
Firmensprecherin Donges.
Falsch. Denn als Stamm beim nächsten Anruf sich nach seiner
Zählernummer erkundigte, lag Tage später ein neuer E-wie-einfach-Vertrag im
Briefkasten: mit nunmehr sogar stolzen 218 Euro Bonus.
Die E.ON-Tochter ist vermutlich kein Einzelfall. Auch andere
Unternehmen verändern ihre Kundenboni oder setzen auf zeitlich befristete
Preisaktionen. Leicht erkennbar ist das nicht. Denn die Internetseiten der
Anbieter präsentieren in der Regel meist lediglich die jeweiligen Angebote für
Neukunden. Variable Daten wie der Termin des Vertragsabschlusses, das gewählte
Produkt, die Verbrauchsmenge und das Liefergebiet splittern den Preis für
Stromtarife fast individuell auf.
Übrigens: Trotz des Superbonus hat der Erkelenzer Stamm bei
E-wie-einfach den Stecker gezogen - und gekündigt. Doch auch für diesen Fall
zeigte sich das Unternehmen gewappnet. Via Internet und Telefon lockte
E-wie-einfach zur schnellen Rückkehr: mit satten 308 Euro Aktionsbonus.
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