60 Flüchtlinge und Wohnungslose – 12 Einzelpersonen und
48 mit Familienanhang – sollen ab Mitte des Jahres in der stillgelegten Schule
am Oststeinbeker Weg in Billstedt untergebracht werden. Die Behörde für
Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) sollte auf Einladung des
Regionalausschusses berichten, warum gerade auf einem Gelände in Billstedt,
dass endlich nach acht Jahren für 60 bis 70 Einzel- und Reihenhausbebauung
freigegeben wurde. Die Beantwortung der Fragen gestaltete sich allerdings
als nicht wirklich einfach.
Normal tagt der Billstedter Regionalausschuss zehn bis 12
Mal im Jahr und genau so oft verzeichnet dieser zwischen zwei und zehn interessierte
Bürger als Zuschauer, die dem Geschehen lauschen. Am letzten Dienstag waren es
zirka 200 Besucher. Die Sitzung wurde extra in den Kulturpalast verlegt, weil
im Vorwege schon befürchtet wurde, dass mehr als die übliche Menge an
Zuschauern erscheinen würden. Einige von ihnen mit einer gehörigen Portion Wut
im Bauch. Immer wieder wurden die erklärenden Protagonisten unterbrochen.
Mehrfach wurden daraufhin einzelne Zuschauer aufgefordert, Ruhe zu bewahren.
Einmal sogar mit dem Satz: „Das ist eine öffentliche Veranstaltung, bitte
verlassen sie den Raum ...“
Michael Mathe vom Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung
referierte als erstes und stellte den Bürgern anfänglich drei ausgearbeitete
Pläne vor, wie das Gelände, dessen Bauarbeiten 2015 beginnen sollen, zukünftig
aussehen könnte. Dies wurde am Ende sogar mit Applaus honoriert. Doch
entscheidend für die Zuschauer war und ist die temporär geplante Nutzung der im
Moment noch auf dem Gelände stehenden Gebäude. Als dann Bettina Prott von der
BASFI ihren Vortrag hielt, war sehr schnell zu erkennen, dass das Vertrauen der
Bürger in die Politik und deren anhängigen Behörden gestört ist. Das zeigte
sich nicht nur daran, dass sie die Frage, wie hoch denn die Kosten für die
Umbau- und Sanierungsmaßnahmen des Gebäudes sein würden nicht beantwortet
und dessen Bauantrag bis heute nicht bei der Behörde eingegangen ist, noch,
dass die BASFI angeblich nicht damit rechnen konnte, dass überhaupt so viele
Flüchtlinge nach Deutschland kommen würden. Das nahm man ihr nicht ab. Am Ende
aber versprach sie den Billstedtern, dass die Asylsuchenden und Wohnungslosen
in dem Moment auf andere Unterkünfte verteilt werden, wenn die Gebäude auf dem
Gelände dem Erdboden gleich gemacht werden. Angeblich sollen es, bis auf die
Aula, alle Gebäude sein.
Die Temperatur der Räumlichkeit ging einher mit der
Stimmung. Sie wurde von einigen Politikern sogar noch entsprechend befeuert.
Die meisten Parteien stellten sich auf die Seite der Bürger, im Wahljahr auch
kein Wunder, beleidigten sogar die Dame von der BASFI mit den Worten, dass sie
viel rede aber wenig sagen würde. Und wieder wurde der Vorschlag des
Grünen-Politikers Michael Osterburg aufgenommen, der lt. Hamburger Abendblatt
alle Asylsuchenden in ein Hochhaus stecken wollte. Nur dieses Mal kam der
Vorschlag von der SPD. Die Linke und die Piraten gaben zu verstehen, dass die
Asylsuchenden willkommen sind und die Behörde zusehen solle, dass diese
Menschen würdig untergebracht werden. Genauso wie sich eine junge Frau aus dem
Publikum äußerte, die als klare Befürworterin der Flüchtlingsunterkunft zu
erkennen war und zu verstehen gab, dass diese Menschen keine Last sind, sondern
eine Last tragen, von der kaum einer der hier Anwesenden etwas versteht.
Sie übersah wahrscheinlich, dass sehr viele Zuschauer
offensichtlich noch den 2. Weltkrieg hautnah miterlebt hatten und sehr wohl
wissen, was es heißt, obdachlos zu sein. Umso mehr ist zu hoffen, wie ein
Zuschauer äußerte, dass, sollten die Asylsuchenden doch kommen, diese Menschen
mit offenen Armen empfangen und nicht mit Ablehnung begrüßt werden.
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