Freitag, 25. Dezember 2015

Eine Weihnachtsansprache der anderen Art von zwei Billstedter Bürgern


Heute hält der Bundespräsident seine traditionelle Weihnachtsansprache. Eine alternative hierzu gibt es hier:



Liebe Leute,

vor der Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten, kommt nachstehend natürlich noch die von Sabine & Gun Wille:

“Deutschland geht es gut” (www.cdu.de, 12.09.13) sollte eher heißen Deutschland lässt sich’s gut gehen, zumindest ein Teil davon:
  • “Mare Nostrum war als Nothilfe gedacht und hat sich als Brücke nach Europa erwiesen” (de Maiziere (CDU), Süddeutsche Zeitung 31.10.14) aber “Es nicht hinnehmbar, dass das Mittelmeer zum Massenfriedhof wird” (Papst Franziskus vor dem Europa-Parlament, Spiegel 25.11.14)
  • “Rüstungsexporte in Krisengebiete und in Länder, in denen die Menschenrechte massiv missachtet und verletzt werden, lehnen wir ab” (SPD Wahlprogramm 2013) aber “Das Jahr 2015 könnte für deutsche Rüstungsexporte zum Rekordjahr werden” (Spiegel online 09.08.15)
  • “Ihr bekommt Schutz ... ohne Familiennachzug” (de Maiziere (CDU); lt. Spiegel 06.11.15) aber “Die Gesundheit jeder Gesellschaft hängt von der Gesundheit der Familien ab” (Papst Franziskus, Münchner Kirchennachrichten 26.11.15)
  • Deutsche Soldaten und Polizisten trügen dazu bei, Afghanistan sicherer zu machen, sagte de Maizére. Es sei viel Entwicklungshilfe dorthin geflossen. "Da kann man erwarten, dass die Afghanen in ihrem Land bleiben." (Welt 28.10.15) aber “Eigentlich sollte die Zahl der Bundeswehrsoldaten in Afghanistan ab 2016 weiter sinken. Doch die kurzzeitige Besetzung von Kundus durch die Taliban hat zu einem Umdenken geführt.” (Tagesschau, 23.11.15)
  • “Kein Terror, auch kein menschenverachtendes Strafrecht, werden uns daran hindern, für die Menschenrechte zu kämpfen! Kein Sicherheitsargument, kein Waffengeschäft oder Ölgeld darf uns davon abhalten!” (Martin Schulz (SPD) 16.12.15 anlässlich der Verleihung des Sacharow-Preises an Raif Badawi) aber Export von Kriegswaffen im Wert von € 50.928.320 nach Saudi Arabien (Rüstungsexportbericht 2014 der Bundesregierung)
  • “Die geringe Geburtenrate wird für Deutschland zum Standortproblem” (Wirtschaftswoche 23.12.15) aber “In Deutschland leben über 2,5 Millionen Kinder in Einkommensarmut” (Deutscher Kinderschutzbund, aufgerufen 23.12.15)
Mehr ? lässt sich vermutlich beliebig fortsetzen, aber schöner wird’s trotzdem nicht. Die Sprüche derer, auf die in unserem Land gehört wird sind zum Teil empörend und beschönigen meist noch das tatsächliche Handeln:
  • Der Hunger in der Welt (eine wesentliche Fluchtursache) soll bekämpft werden; stattdessen wird der Anteil von Biosprit im Kraftstoff für unsere Autos erhöht – Priol nennt das die neue Form des Essens auf Rädern.
  • Eine der wesentlichen Hilfen für Griechenland besteht in der Forderung nach Privatisierung öffentlichen Eigentums, damit die Wirtschaft wieder floriert: Die Fraport AG als Betreiber des Frankfurter Flughafens beabsichtigt 17 Provinzflughäfen in Griechenland zu übernehmen.
  • Als Zeichen dafür, wie gut es Deutschland geht, betonen Regierung und Wirtschaft immer, dass die Zahl der Arbeitslosen so gering ist, wie seit Jahren nicht mehr, dass aber so viele Menschen wie nie zuvor auf ergänzende Leistungen “vom Amt” angewiesen sind wird deutlich leiser bekannt gegeben.
  • Die Altersarmut wird seitens der Regierung beklagt; gleichzeitig wird alles dafür getan, dass man sie in den nächsten Jahrzehnten stärker beklagen kann.
  • Nicht nur deutsche Rüstungsexporte machen Krieg in aller Welt, sondern auch deutsche Truppen in Afghanistan, Irak, Mali, Syrien und dann glauben unsere Großkopferten, bestimmen zu können, dass Krieg nur dort stattfinden darf wo es ihnen passt; das hat schon vor mehr als 70 Jahren nicht geklappt, als auf Befehl der Nazis deutsche Flieger britische Städte bombardierten.
Und das alles geschieht in unserem Namen; zu sagen “ich habe das nie gewollt” ist eine untaugliche Entschuldigung, wie schon Anne Frank festgestellt hat:
“Ich glaube nicht, dass allein die führenden Männer, die Regierenden und Kapitalisten am Kriege schuld sind. Der kleine Mann anscheinend auch, sonst würden die Völker als solche nicht mitmachen”
Wenn wir was für unseren guten Namen tun wollen – und ich denke, es wäre an der Zeit – so sollten wir uns ernsthaft dafür einsetzen, dass die oben beschriebenen Missstände beendet werden. 2016 ist zwar keine Bundestagswahl, aber bald wird wieder eine sein und deshalb scheint es mir zweckmäßig, schon in 2016 darüber nachzudenken, wie wir es hinbekommen können, dass künftig eine Politik gemacht wird, wo jede / jeder von uns stolz sagen kann: “ich habe daran mitgewirkt” (und vielleicht tätig zu werden – keinesfalls tätlich!). Das wäre unser Apell an euch für das nächste Jahr.

Neben unseren guten Wünschen für 2016 wünschen wir euch auch noch höchst angenehme Feiertage mit genau der richtigen Menge und Qualität an Essen, Geschenken, Gesellschaft und Getränken, damit ihr sie richtig genießen könnt!

Abschließend kommt noch das Gedicht “Horsts Hoffnung” unseres Freundes Stefan Berg, das wir gern selbst erdacht hätten, aber so gute Worte sind uns nicht eingefallen:

Wenn auf Bayern mal Bomben flögen,
was weiß-blaue Götter verhüten mögen,
und durch München Panzer auf Panzer rollte,
ob Seehofers Horst dann wohl fliehen wollte,
um vor Gewehren und Panzerketten
sich und seine Familie zu retten?
Die Frage bleibt offen –
doch für ihn ist zu hoffen,
dass in Kabul, Bagdad, dem Kosovo,
in Damaskus, Aleppo und anderswo
– falls er dort um Asyl wird dann bitten –
das dortige Kontingent nicht überschritten!
                                                                                                                                                                                                                                               



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