Um
einen neuen Baumarkt am Oststeinbeker Weg, Ecke Glinder Straße bauen zu können,
lud die Firma Hornbach am 9. Februar 2012 die Bürger Billstedts ein, um ihr
Projekt vorzustellen. Nicht alle, aber sehr viele kamen. Auch oder vor allem die
Bürgerinitiative Oststeinbeker Weg, kurz BOW genannt, die sich blitzartig
gründete, als die Planungen von dem Vorhaben durchsickerten. Die Stimmung im Gemeindesaal
der Kirche Merkenstraße war nicht nur leicht gereizt, weil die Anlieger, auch
die, die sich nicht in der Bürgerinititive organisiert haben, aus vielerlei
Gründen entschieden, dass der Baumarkt sein Projekt in Billstedt nicht weiter
verfolgen sollte. Dazu haben sie einen Brief verfasst und an das Bezirksamt
Hamburg-Mitte, Herrn Bodo Hafke, Dezernat Wirtschaft, Bauen, Umwelt mit folgenden
Argumenten geschickt.
Problemfeld
Verkehr
Die
Abfahrt Öjendorf der Autobahn A 1 ist bereits jetzt abends und in
Spitzenzeiten bis auf die Fahrbahn blockiert.
Auf
der Glinder Straße staut sich schon heute der Verkehr und die Ortseinfahrt nach
Oststeinbek ist an der
Landesgrenze in Verkehrs- spitzenzeiten häufig dicht.
Die
Kreuzung Glinder Straße/ Oststeinbeker Weg bzw. Willinghusener Weg ist an
vielen Tagen überlastet. Im Kreuzungsbereich geht der Investor von einer
Verdoppelung des Verkehrsaufkommens aus.
Der
schmale Oststeinbeker Weg mit Zufahrt für Baumarkt und Baustofflager kann
zusätzlichen Verkehr ohne Erhöhung der Unfallgefahr nicht aufnehmen. Nach
Aussagen des Investors wird allein der Anlieferverkehr für den Baumarkt täglich rund 20 LKWs umfassen, für das
Baustofflager wird mit fünf LKWs gerechnet.
Der
zusätzliche Verkehr aus Bau-markt, Gartencenter und Baustofflager wird sich
auch in westlicher Richtung über die Autobahnbrücke und den Oststeinbeker Weg
bis nach Kirchsteinbek auswirken. Die Straßen in dem Bereich sind dafür nicht
geeignet.
Es
ist zu befürchten, dass Autofahrer aus der Siedlung künftig nicht mehr über die
Glinder Straße sondern häufig nur noch auf Umwegen über Steinfurther Allee bzw.
An der Glinder Au in die Stadt
fahren können.
Problemfeld
Wohnqualität
Die
Lärmbelastung für den Oststeinbeker Weg und die angrenzenden Wohngebiete dürfte
auch durch Schallschutzwände nur begrenzt einzudämmen sein und kann unter
Umständen gesundheitsrelevante Werte erreichen. Dazu kommen weitere
verkehrsbedingte Umweltbelastungen durch Abgase, Feinstäube und Abriebe.
Lärm
und Abgase insbesondere vom rückwärts gelegenen Teil des Baustofflagers ziehen
auch die Anwohner in Kaltenbergen in Mitleidenschaft.
Problemfeld
Wasser und Altlasten
Die
Siedlung Steinfurth kämpft schon heute mit einem hohen Grundwasserspiegel.
Einige Häuser haben bei Starkregen überflutete Keller. Wenn die erhöht liegende
Fläche nördlich des Oststeinbeker Weges versiegelt wird, dürfte sich das
Problem verschärfen. Unter Umständen müssen neue Siele gebaut werden.
Im
westlichen Teil des Grundstücks (Liegenschaftsgrundstück) werden eine Müllkippe
sowie sonstige Altlasten aus den 60er Jahren vermutet. Unter dem Vereinshaus
des Pudelclubs musste beispielsweise eine Fundamententgasung eingebaut werden.
Fragen der Übernahme möglicher Sanierungskosten sind ungeklärt.
Problemfeld
Naturschutz und Stadtökologie
Die
zur Bebauung vorgesehene Fläche ist im gültigen Flächennutzungsplan und
Landschaftsprogramm als naturnahe Grünfläche ausgewiesen. Eine Bebauung würde
gegen geltendes Baurecht verstoßen. Vor einer Bebauung müssen der
Flächennutzungsplan und das Landschaftsprogramm geändert werden.
Für
den lokalen Naturhaushalt des Hamburger Ostens weist die Behörde für
Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) diese Naturfläche als Teil von
Biotopkomplexen von sehr hoher Bedeutung aus.
Das
geplante Bauvorhaben verstößt auch unter anderem gegen generelle Forderungen
des Sach-verständigengremiums „Naturschutzrat Hamburg“. Danach sollen
Landschaftsachsen und ökologisch wichtige Flächen im Stadtaußenbereich nicht
bebaut werden.
Landschaftsachsen
erfüllen neben Funktionen in einem Biotopverbundsystem auch wichtige Aufgaben
für Stadtklima und Wasserhaushalt. Nun hat sich in der letzten Woche das
Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung unter Leitung Michael Mathes
zusammengesetzt und die aufgeworfenen Fragen und Sowohl-als-auch-Argumente
aus-gewertet. Alle Beteiligten verstän-digten sich hinter darauf, dass jetzt
erst einmal ein Gutachten zur Schadstoffbelastung des zusätz-lichen Verkehrs
neu erstellt wer-den muss, die Belastung des Bodens geprüft und die
Einschät-zungen des ökologischen Werts der Fläche abgewartet werden müssen.
Weiterhin
wurde angeregt, ein Gutachten zur Konkurrenzsituation und der Gefahr von
möglichen Arbeitsplatzverlusten bei anderen Unternehmen zu prüfen. Erste
Er-gebnisse dazu dürften im Sommer vorliegen.
Bei
allen Fraktionen, die sich zwar diesbezüglich noch neutral verhalten, scheint
aber doch eine skep-tische Einschätzung zum Horn-bach-Projekt um sich zu
greifen. Alle Beteiligten sollen betont haben, dass eine Ansiedlung zu
Ungunsten der Bevölkerung nicht gewünscht ist. Allerdings könne auf einzelnen
Personen, die Angst um den Wertverslust ihrer Grund-stückspreise haben, keine
Rücksicht genommen werden.
Am
5. März stellten die Abgeordneten Uwe Böhm, Michal Osterburg (GAL) und die
Fraktion folgenden Antrag an den Regionalausschuss Billstedt:
1.
Die ehemalige Bebauung der Fläche auf Altlasten zu prüfen, um herauszufinden,
in welchem Umfang und an welchen Stellen das zu nutzende Gebiet nicht den
Anforderungen an eine nachhaltige Nutzung entspricht und somit als belastet
einzustufen wäre.
2.
Die Verkehrs- und Lärmbelästigung durch eine Bebauung durch Hornbach mit einem
Gutachten zu prüfen. Zu klären ist, mit welchem Verkehrsaufkommen und welcher
Erhöhung der Lärmbelästigung für die Anwohner zu rechnen ist. Dieses betrifft
den LKW-Verkehr zu gleichen Teilen, wie das PKW-Aufkommen durch Kunden.
3.
Die zu bebauende Fläche aus umweltökologischer Sicht einer nachhaltigen Prüfung
zu unterziehen und den Wert der Fläche sowohl ökologisch und für den
Biotopverbund sicher zu stellen. Diese Prüfung bedarf eines weiteren Gutachtens,
das der Bevölkerung unterbreitet werden muss.
4.
Ein nachhaltiges Wirtschaftsentwicklungskonzept, zum Beispiel Ansiedlung von
Firmen mit “grüner Technologie“, muss für Hamburg-Billstedt entwickelt und
umgesetzt werden.
5.
Ein Einzelhandelsgutachten für die Region muss erstellt und geprüft werden, um
das Potenzial vor Ort, wie beispielsweise Kaufkraft, erfassen zu können. Dieses
kann mögliche Synergieeffekte in dem Stadtteil Billstedt aufzeigen und
wirtschaftliche Planungen vereinfachen.
Wir wollen den Neuen Baumarkt "Hornbach" auch hier im Osten von Hamburg. In Eidelstedt ging es doch auch. Und es hat wundervoll geklappt.
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