Freitag, 24. Februar 2012

Brief der “BOW" an das Bezirksamt


Um einen neuen Baumarkt am Oststeinbeker Weg, Ecke Glinder Straße bauen zu können, lud die Firma Hornbach am 9. Februar 2012 die Bürger Billstedts ein, um ihr Projekt vorzustellen. Nicht alle, aber sehr viele kamen. Auch oder vor allem die Bürgerinitiative Oststeinbeker Weg, kurz BOW genannt, die sich blitzartig gründete, als die Planungen von dem Vorhaben durchsickerten. Die Stimmung im Ge­meindesaal der Kirche Merken­straße war nicht nur leicht gereizt, weil die Anlieger, auch die, die sich nicht in der Bürgerinititive organisiert haben, aus vielerlei Gründen entschieden, dass der Baumarkt sein Projekt in Billstedt nicht weiter verfolgen sollte. Dazu haben sie einen Brief verfasst und an das Bezirksamt Hamburg-Mitte, Herrn Bodo Hafke, Dezernat Wirt­schaft, Bauen, Umwelt mit folgen­den Argumenten geschickt.


Problemfeld Verkehr 
Die Abfahrt Öjendorf der Auto­bahn A 1 ist bereits jetzt abends und in Spitzenzeiten bis auf die Fahrbahn blockiert. 

Auf der Glinder Straße staut sich schon heute der Verkehr und die Ortseinfahrt nach Oststeinbek ist  an der Landesgrenze in Verkehrs- spitzenzeiten häufig dicht.

Die Kreuzung Glinder Straße/ Oststeinbeker Weg bzw. Willinghusener Weg ist an vielen Tagen überlastet. Im Kreuzungsbereich geht der Investor von einer Verdoppelung des Verkehrsaufkommens aus.

Der schmale Oststeinbeker Weg mit Zufahrt für Baumarkt und Baustofflager kann zusätzlichen Verkehr ohne Erhöhung der Unfallgefahr nicht aufnehmen. Nach Aussagen des Investors wird allein der Anlieferverkehr für den Baumarkt  täglich rund 20 LKWs umfassen, für das Baustofflager wird mit fünf LKWs gerechnet.

Der zusätzliche Verkehr aus Bau-markt, Gartencenter und Baustofflager wird sich auch in westlicher Richtung über die Autobahnbrücke und den Oststeinbeker Weg bis nach Kirchsteinbek auswirken. Die Straßen in dem Bereich sind dafür nicht geeignet.

Es ist zu befürchten, dass Autofahrer aus der Siedlung künftig nicht mehr über die Glinder Straße sondern häufig nur noch auf Umwegen über Steinfurther Allee bzw. An der Glinder Au  in die Stadt fahren können. 

Problemfeld Wohnqualität
Die Lärmbelastung für den Oststeinbeker Weg und die angrenzenden Wohngebiete dürfte auch durch Schallschutzwände nur begrenzt einzudämmen sein und kann unter Umständen gesundheitsrelevante Werte erreichen. Dazu kommen weitere verkehrsbedingte Umweltbelastungen durch Abgase, Feinstäube und Abriebe. 

Lärm und Abgase insbesondere vom rückwärts gelegenen Teil des Baustofflagers ziehen auch die Anwohner in Kaltenbergen in Mitleidenschaft.

Problemfeld Wasser und Altlasten
Die Siedlung Steinfurth kämpft schon heute mit einem hohen Grundwasserspiegel. Einige Häuser haben bei Starkregen überflutete Keller. Wenn die erhöht liegende Fläche nördlich des Oststeinbeker Weges versiegelt wird, dürfte sich das Problem verschärfen. Unter Umständen müssen neue Siele gebaut werden.

Im westlichen Teil des Grundstücks (Liegenschaftsgrundstück) werden eine Müllkippe sowie sonstige Altlasten aus den 60er Jahren vermutet. Unter dem Vereinshaus des Pudelclubs musste beispielsweise eine Fundamententgasung eingebaut werden. Fragen der Übernahme möglicher Sanierungskosten sind ungeklärt.

Problemfeld Naturschutz und Stadtökologie
Die zur Bebauung vorgesehene Fläche ist im gültigen Flächennutzungsplan und Landschaftsprogramm als naturnahe Grünfläche ausgewiesen. Eine Bebauung würde gegen geltendes Baurecht verstoßen. Vor einer Bebauung müssen der Flächennutzungsplan und das Landschaftsprogramm geändert werden.

Für den lokalen Naturhaushalt des Hamburger Ostens weist die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) diese Naturfläche als Teil von Biotopkomplexen von sehr hoher Bedeutung aus.

Das geplante Bauvorhaben verstößt auch unter anderem gegen generelle Forderungen des Sach-verständigengremiums „Naturschutzrat Hamburg“. Danach sollen Landschaftsachsen und ökologisch wichtige Flächen im Stadtaußenbereich nicht bebaut werden.

Landschaftsachsen erfüllen neben Funktionen in einem Biotopverbundsystem auch wichtige Aufgaben für Stadtklima und Wasserhaushalt. Nun hat sich in der letzten Woche das Fachamt Stadt- und Landschafts­planung unter Leitung Michael Mathes zusammengesetzt und die auf­geworfenen Fragen und Sowohl-als-auch-Argumente aus-gewertet. Alle Beteiligten verstän-digten sich hinter darauf, dass jetzt erst einmal ein Gutachten zur Schadstoffbelastung des zusätz-lichen Verkehrs neu erstellt wer-den muss, die Belastung des Bodens geprüft und die Einschät-zungen des ökologischen Werts der Fläche abgewartet werden müssen.

Weiterhin wurde angeregt, ein Gutachten zur Konkurrenzsituation und der Gefahr von möglichen Arbeitsplatzverlusten bei anderen Unternehmen zu prüfen. Erste Er-gebnisse dazu dürften im Sommer vorliegen.

Bei allen Fraktionen, die sich zwar diesbezüglich noch neutral verhalten, scheint aber doch eine skep-tische Einschätzung zum Horn-bach-Projekt um sich zu greifen. Alle Beteiligten sollen betont haben, dass eine Ansiedlung zu Ungunsten der Bevölkerung nicht gewünscht ist. Allerdings könne auf einzelnen Personen, die Angst um den Wertverslust ihrer Grund-stückspreise haben, keine Rücksicht genommen werden.

Am 5. März stellten die Abgeord­neten Uwe Böhm, Michal Osterburg (GAL) und die Fraktion folgenden Antrag an den Regional­ausschuss Billstedt:

1. Die ehemalige Bebauung der Fläche auf Altlasten zu prüfen, um herauszufinden, in welchem Um­fang und an welchen Stellen das zu nutzende Gebiet nicht den Anfor­de­rungen an eine nachhaltige Nu­tzung entspricht und somit als belastet einzustufen wäre.

2. Die Verkehrs- und Lärmbeläs­tigung durch eine Bebauung durch Hornbach mit einem Gutachten zu prüfen. Zu klären ist, mit welchem Verkehrsaufkommen und welcher Er­höhung der Lärmbelästigung für die Anwohner zu rechnen ist. Dieses betrifft den LKW-Verkehr zu gleichen Teilen, wie das PKW-Aufkommen durch Kunden. 

3. Die zu bebauende Fläche aus umweltökologischer Sicht einer nachhaltigen Prüfung zu unter­ziehen und den Wert der Fläche sowohl ökologisch und für den Biotopverbund sicher zu stellen. Diese Prüfung bedarf eines weiteren Gutachtens, das der Be­völkerung unterbreitet werden muss.   

4. Ein nachhaltiges Wirtschafts­entwicklungskonzept, zum Bei­spiel Ansiedlung von Firmen mit “grüner Technologie“, muss für Hamburg-Billstedt entwickelt und umgesetzt werden. 

5. Ein Einzelhandelsgutachten für die Region muss erstellt und ge­prüft werden, um das Potenzial vor Ort, wie beispielsweise Kaufkraft, erfassen zu können. Dieses kann mögliche Synergieeffekte in dem Stadtteil Billstedt aufzeigen und wirtschaftliche Planungen verein­fachen.

1 Kommentar:

  1. Wir wollen den Neuen Baumarkt "Hornbach" auch hier im Osten von Hamburg. In Eidelstedt ging es doch auch. Und es hat wundervoll geklappt.

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