Donnerstag, 15. März 2012

Sinneserfahrung der anderen Art


Eine Lehrerin der Grundschule Mümmelmannsberg las mit großem Interesse einen Zeitungbericht über einen ökologisch geführten Bauernhof, auf dem Vorschulkinder ihre Klassen-reisen verbringen können. Schnell informierte sie sich über Details, auch, wann kurzfristig ein Platz frei wäre. Das ist jetzt zweieinhalb Jahre her und die Klassenreise knapp drei Wochen. An diesen Zahlen ist zu erkennen, dass “Kurzfristig“ relativ ist.


„Wir wollten unseren  “Kindern“ einfach neue Sinneserfahrungen erleben lassen,“ erzählte uns Klassenlehrerin Brigitte Lohmeyer, die ihre eigenen Eindrücke nach der Fahrt selbst auch erst einmal “sacken“ lassen musste. „Wir wussten aber nicht wie. Da kam dieser Zeitungsbericht genau zur rechten Zeit.“ Allerdings war die Zeitspanne bis zur Klassenfahrt doch etwas lang, erzählte sie uns noch. „Gelohnt aber hat es sich für uns alle, inklusiv des Begleitpersonals. Es war es eine völlig neue Erfahrung, mit der wir in dieser Intensität überhaupt nicht gerechnet hatten“ erzählte sie selbst vier Tage nach der Reise noch ganz aufgeregt. „Und für die meisten Kinder, die sonst hauptsächlich auf graue Betonwände schauen, war es wie ein Kulturschock.“

Der ökologische Selbstversorgerhof Norderlück liegt bei Flensburg direkt an der Ostsee und ist eine Einrichtung der Ehlerdingstiftung aus Hamburg. Auf dem Hof lernen Kinder mit Kühen, Schweinen, Ziegen, Schafen, Kaninchen, Meerschweinchen, Katzen und Mäusen umzugehen. Die Kinder der Grundschulklasse aus Mümmelmannsberg erlebten dort haut-nah, wie Lämmer geboren und Kühe gemolken wurden. Und mussten selbst mit Hand anlegen, wenn es darum ging, auch den Stall morgens auszumisten oder Jungtieren, die unter Umständen von der Mutter verstoßen wurden, Milch zu geben. Bei all diesen Tätigkeiten, die auch das Backen von Brot beinhaltet, lernten sie, was es heißt, sich selbst zu versorgen. Sie Erfuhren sozusagen den Kreislauf des Lebens aber auch des Sterbens ohne Chips und ohne Theatralig des Fernsehens.

Für die Kinder war auffällig, dass die Ernährung ganz anders war als zuhause. „Wir haben viel weniger Fleisch gegessen,“ war die auffälligste Erkenntnis, „aber dafür ganz viel leckeren Salat und selbst gemachten Joghurt.“ Auch die Tomaten hätten ganz anders geschmeckt als zuhause, gaben die Kleinen allesamt aufgeregt zu verstehen.

„Genau das ist das Ziel der Gründerin der Stiftung, und Initiatorin des Hofes Norderlück, Ingrid Ehlerding“, erklärte Pressesprecherin Silke Schwarz. „Jugendlichen Stadtkindern die Sinne wie “schmecken“, “riechen“ und “fühlen“ auf eine etwas andere Art und Weise näherzubringen.“
Dass alle Kinder gern noch einmal dorthin fahren würden, wenn möglich sogar noch länger, einige sogar am liebsten für immer, erklärt sich fast von selbst, wenn man ihren Ausführungen Glauben schenken will. Und das möchte man, erst recht, wenn die Begründungen genannt werden. „Weil man viel in der Natur ist“, oder, „weil es viel gemütlicher ist.“ Aber auch, „weil es so schön altmodisch ist. So wie früher ...“

Dem kann man etwas hinzufügen, muss man aber nicht.

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