In den letzten Tagen überholten sich die Medien praktisch
gegenseitig, wenn es um die serbische Roma-Familie Racipovic aus Billstedt
ging. Die Ausländerbehörde hatte der Familie mitgeteilt, dass ihrem Asylantrag
nicht stattgegeben werde.
Grund für die vermehrte Berichterstattung war unter anderem die Tatsache, dass die beiden jüngeren Kinder Selenora (16) und Usko (15) von Senator Ties Rabe als Musterbeispiel für Integration ausgezeichnet wurden. Beide hatten in kürzester Zeit ihr Deutsches Sprach-Diplom gemacht. Während der Auszeichnung demonstrierten Mitschüler gegen die Abschiebung ihrer Klassenkameraden. Zudem gab es persönliche Briefe von Parteigenossen an den Hamburger Bürgermeister mit der Bitte, den Fall erneut der Härtekommission vorzulegen.
Grund für die vermehrte Berichterstattung war unter anderem die Tatsache, dass die beiden jüngeren Kinder Selenora (16) und Usko (15) von Senator Ties Rabe als Musterbeispiel für Integration ausgezeichnet wurden. Beide hatten in kürzester Zeit ihr Deutsches Sprach-Diplom gemacht. Während der Auszeichnung demonstrierten Mitschüler gegen die Abschiebung ihrer Klassenkameraden. Zudem gab es persönliche Briefe von Parteigenossen an den Hamburger Bürgermeister mit der Bitte, den Fall erneut der Härtekommission vorzulegen.
Dieses Einzelschicksal ist bitter und macht traurig, und die
Chancen vor allem der Kinder dieser Familie auf ein normales Leben sinkt, weil
ein Roma, so heißt es, in Serbien keine Arbeit bekommt. Fakt aber ist, dass es
nach deutschem Recht für die Familie Racipovic keine Möglichkeit gibt, in
Deutschland zu bleiben. Der Vater, Boban Racicpovic, der als vierjähriger
zusammen mit seinen Eltern 1974 nach Deutschland emigrierte und hier seine
Schul- und Lehrzeit verbrachte, ging 1988 freiwillig zurück nach Serbien und
heiratete dort seine heutige Frau Slobodanka. Damit verwirkte er nach
deutschem Recht seine Aufenthaltsgenehmigung.
Nach den Kriegswirren zwischen 1991 und 1997, die die
gesamte Familie als Kriegsflüchtlinge wieder in Deutschland verbrachte,
kehrten sie nach Serbien zurück und lebten dort 13 Jahre lang bis 2010. Zwischenzeitlich
erkrankte der Vater Boban an Lymphdrüsenkrebs. Da es aber für Roma-Familien
in Serbien keine Krankenversicherung gibt, musste Bobans Vater, der immer noch
in Deutschland lebt, die Kosten von 9000 Euro dafür aufbringen. 2010 brach der
Krebs erneut aus. Die einzige Chance auf Heilung waren deutsche Ärzte, deren
Behandlungsmethoden und die Tatsache, dass Asylanten in Deutschland
Krankenversichert werden. Also reiste die gesamte Familie wieder zurück nach
Deutschland. Im Oktober 2011 galt er als geheilt und sollte das Land wieder
verlassen. Die Ausländerbehörde gab der Familie aber die Möglichkeit, dass
die beiden jüngeren Kinder das Schuljahr noch beenden durften.
Am 20. Juli muss die Familie das Land verlassen haben.
Ansonsten würde eine Zwangsausweisung in Kraft treten. Das aber soll verhindert
werden, deshalb will Vater Boban schon diese Woche ausreisen. Problem ist, dass
sie weder Geld noch ein Auto besitzen, um in ihre Heimat Serbien zu fahren.
Hier besteht noch Handlungsbedarf.
Dass die Gesetze hierzulande diesbezüglich kaum juristische Kreativität
zulassen, ist schade. Denn gerade in diesem Falle wäre es angebracht. Vor allem
wegen der Kinder. Wir wünschen der Familie alles Gute. Mike Neschki
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen