Dass es in den Hallen düster ist und sich der Gewinn für die
Spieler eher im Promillebereich jeglich investierter Summen bewegt, ist von den
Betreibern aller Spielhöllen gewollt. Sicher. Dass die Akteure oder wie der
Volksmund so sagt, die Zocker, es selbst nicht bemerken, verwundert. Denn jedem
einigermaßen klar denkenden Menschen, der mit aller Macht versucht sein Geld in
den Dattelhallen zu vermehren, muss es sich doch spätestens Mitte eines jeden
Monats erschlossen haben, dass zwischen seinem investierten und dem gewonnenen
“nervus rerum“ eine meist unüberschaubare Diskrepanz liegt.
Obwohl die GAL in Billstedt schon 2010 den Antrag stellte,
Spielhallen zu verbieten, hat sich, laut Welt-Online, unter jungen Männern der
Anteil der Automatenspieler mehr als verdoppelt. Über drei Milliarden Euro
werden Jahr für Jahr an mehr als 200.000 Glücksspielautomaten mit
Geldgewinnfunktion verspielt. Die Daddelhalle verwandelte sich also vom
ehemaligen Schmuddelkind zum Dukatenesel. Allerdings nur für die Betreiber und
Vermieter der Immobilien. Dass
diese unter anderem auch für den schlechten Ruf Billstedts sorgen, ist ihnen
egal. Hauptsache die Taschen sind voll und zwar mit dem Geld derer, die sowieso
wenig haben.
Rund 50 Zockerbuden gibt es mittlerweile in Billstedt,
schätzte Michael Osterburg, GAL-Fraktionschef im Bezirk Hamburg-Mitte. „Die
sind damals wie heute aus dem Boden geschossen wie Pilze,“ berichtete er uns.
„Die sorgen für einen schlechten Ruf und schrecken neue seriöse Investoren und
Gewerbetreibende ab.“
Nun aber ist Schluss mit Lustig. Der viel beklagte
“Wildwuchs“ neuer Spielhallen im Bezirk, insbesondere in den Stadtteilen St.
Pauli, St.Georg und Billstedt, wird bald ein Ende haben. So hoffte man, nachdem
sich auch die SPD entschloss, diesbezüglich tätig zu werden. Die
Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hatte auf Grund der Initiative einen Antrag
beschlossen, der die für den Bezirk wichtigen Eckpunkte festlegte. Der von der
Bürgerschaftsfraktion ausgearbeitete Spielhallengesetzentwurf fällt in Teilen
sogar noch deutlich restriktiver ausfällt, als die Spielhallengesetze in Berlin
und Bremen. Denn: „Spielsucht ist ein Thema, das nicht unterschätzt werden
darf“, äußérte die St. Paulianer Bezirksabgeordnete Henriette von Enckevort,
„gerade auf St. Pauli bekommt man hier viel mit.“
Aus kommunalpolitischer Sicht sind neben dem Spielerschutz
insbesondere auch die stadtbildrelevanten Folgen der neuen Regelungen
interessant. „Der Gesetzentwurf sieht einen Mindestabstand von 500 m zwischen
zwei Spielhallenstandorten vor. Gleichzeitig gibt es Befristungsregelungen für
bestehende Spielhallen, so dass Trading-Down-Effekte ab sofort begrenzt werden
und in fünf Jahren sogar eine positive Rückentwicklung belasteter Straßenzüge,
beispielsweise der Billstedter Hauptstraße, möglich ist,“ meinte Kerstin Gröhn,
Bezirksabgeordnete aus Billstedt und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der
SPD in Hamburg-Mitte.

Wie schön wäre es doch gewesen, wenn der Gesetzentwurf als
Beschluss mit folgenden Worten auf den Weg gebracht worden wäre: In fünf Jahren
ist Schluss mit den Spielhallen in Billstedt, weil es keine Verlängerung von
Konzessionen gibt, und damit auch keinen Rauschgifthandel mehr, der, so die
Vermutung, merkwürdigerweise in den düsteren Hallen so herrlich blüht. Neschki/Böhm
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