Donnerstag, 18. Oktober 2012

Den Heuchlern auf die Finger geklopft

Auf allen Kanälen kann man ihn mittlerweile sehen. Das korpulente Schwergewicht, das sich zurzeit als Umweltminister versucht. Wie heißt er doch gleich? Altmaier, und alt sieht er aus, wenn er uns die Wohltaten des EEG zur Gemüte führt.

Über das EEG (Erneuerbares Energiegesetz) wird uns eine Umlage geschenkt. Uns? Nun ja, nicht allen, denn so genannte energieintensive Betriebe sind befreit oder erhalten großzügige Rabatte. Zirka 400 Betriebe sind schon auf diesen Zug gesprungen. Weitere 2000 Unternehmungen haben diese Befreiung beziehungsweise Rabatte beantragt.

Ich kann mich noch sehr genau an die Hetze gegen Hartz IV-Empfänger erinnern, die sich auf Grundlage der Hartz IV-Gesetze trauten, Leistungen zu beantragen? „Die nutzen schamlos das Gesetz aus!“ war der Tenor. Doch diese Menschen standen und stehen im harten Wettbewerb des Überlebens!
Die Betriebe, die von der Umlage befreit sind oder eine Befreiung beantragt haben, stehen in der Regel nicht im harten Wettbewerbs des Überlebens, sondern maximal im Wettbewerb der  Marktwirtschaft. Darunter befinden sich Mastbetriebe, Schlachtereien, Brauereien, Erlebnisparks und Golfclubs! Begründet wird dieses Vorweihnachtsgeschenk (für bestimmte Kreise ist eigentlich das ganze Jahr Bescherung) mit der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit so genannter energieintensiver Betriebe im globalen Wettbewerb.

Vor allem Golfclubs stehen im harten internationalen Wettbewerb!

Die Befreiung hat ein Finanzvolumen von ca. 4,7 Milliarden Euro. Bezahlen wird dies alles der Ottonormalverbraucher. Der Strom wird deutlich teurer werden. Dass dies vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen massiv treffen wird, muss wohl nicht groß erwähnt werden.

Doch Minister Altmaier weiß da eine Lösung! Das Zauberwort heißt “Energieberatung“. Mit Beratung kennt sich die schwarz/gelbe Regierung gut aus. Sie lassen sich gerne beraten: Von Pharmakonzernen, Finanzinstituten, Dax-Unternehmen und natürlich von den vier Riesen, die sich den Energie-Markt in unserem Land aufgeteilt haben. Wobei der Übergang von der “Beratung“ zur totalen Übernahme fließend ist, denn viele Gesetze werden von den Lobbyisten gleich selbst geschrieben und dann von der Regierung einfach übernommen.

Mein Zauberwort heißt Vergesellschaftung (nicht Verstaatlichung!). Hier könnte mit den vier Energiekonzernen angefangen werden. Das wäre sogar durch unser Grundgesetz gedeckt (Artikel 14 und 15). Diese beiden Artikel des Grundgesetzes (Eigentum verpflichtet!! – Vergesellschaftung ist möglich) mögen die Regierenden allerdings überhaupt nicht. Es steht zwar im Grundgesetz, muss da irgendwie reingerutscht sein. Von daher lieber nicht erwähnen.

Jeder der Rechnen kann wird erkennen, dass die Sache mit der Energieberatung eine Milchmädchenrechnung ist. Trotzdem ist die Energieberatung sinnvoll. Und so habe auch ich eine Beratung bei uns durchführen lassen. Wir, meine Lebensgefährtin und ich, haben unserer Umwelt zu liebe immer auf Einsparungen beim Strom und Öl geachtet. Energiesparlampen, schaltbare Steckerleisten, und ein vernünftiger Umgang mit der Heizung waren und sind uns wichtig. Aufgrund dieser Einstellung haben wir nicht viel erwartet. Doch widererwarten haben wir eine wirklich gute Beratung erfahren. Wir können diese Beratung nur weiterempfehlen. Es lohnt sich!!

In Hamburg wird diese Beratung hauptsächlich von Mitarbeitern der Caritas durchgeführt. Die Caritas ist ein wohltätiger Verband der katholischen Kirche. Als Mitarbeiter für die Energieberatung sind vor allem Langzeitarbeitslose eingestellt und dementsprechend geschult worden. Hier haben sich dann enormes Wissen und viel Erfahrung angesammelt. Also ganz im Sinne unseres schon oben erwähnten Ministers Altmaier.

Das Projekt läuft nach den Plänen der Caritas allerdings aus. Ende, Schicht im Schacht, alle Energiesparlampen aus!! Die Mitarbeiter dürfen wieder ihre alten Kontakte zur Arbeitsagentur auffrischen. Was für eine Wiedersehensfreude. Man soll die Menschen ja auch nicht dauerhaft aus ihren gewohnten Zusammenhängen reißen. Die Begründung der Caritas ist tief christlich. Würde man die Mitarbeiter noch weiter beschäftigen, hätten sie eventuell ein Anrecht auf ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis, und das wollen unsere Freunde von der Caritas auf gar keinen Fall.
Wie sagte schon Jesus: „Man kann nicht zwei Herren gleichzeitig dienen. Entweder man dient Gott oder dem Mammon“.

Die Caritas hat sich da eindeutig entschieden. Das muss man nun aber auch verstehen. Die katholische Kirche kommt mit der Kirchensteuer nämlich kaum aus, die Geschäfte der Vatikanbank mit der Mafia laufen schlecht und die Kirche ist nur das zweireichste Unternehmen in Deutschland!!
Ironie und Sarkasmus beiseite. In einer moralisch orientierten Gesellschaft müsste der Caritas allein aufgrund derartiger Pläne der Status der Wohltätigkeit entzogen und die Kirchensteuer zu Gunsten solcher Mitarbeiter „umfairteilt“ werden. Den Mitarbeitern wünsche ich, dass der Kelch vielleicht doch noch an ihnen vorübergeht. Auf jeden Fall wünsche ich ihnen die Kraft sich dagegen zu wehren und diese Schweinerei an die Öffentlichkeit zu bringen.

Was wohl Minister Altmaier dazu sagen würde, wenn er es denn wüsste. Uwe Böhm

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