Die Kaffeemaschine, die zwei Tage nach Ende der
Herstellergarantie ihren Dienst quittiert. Der Drucker, der nach einigen
Hundert Seiten nicht mehr druckt. Haben die Hersteller solcher Produkte ein
Qualitätsproblem? Oder wollen sie so ihren Umsatz ankurbeln? Die Diskussion
darüber gewinnt langsam Fahrt und gehört auch in den Unterricht.
„Geplante Obsoleszenz“ oder „geplanter Verfall“ heißt der
Fachbegriff zu diesem Phänomen: Dem Umstand, dass viele Geräte und Produkte
schnell ihren Geist aufgeben und nicht mehr – wie es früher gewesen sein soll –
ein Leben lang halten, oder zumindest eine angemessene Zeit. Jeder kennt
Beispiele dafür. Im Internet reiht sich ein Erfahrungsbericht frustrierter
Käufer an den nächsten.
Die Vermutung, die immer mitschwingt: Da steckt System
hinter. Die Hersteller bauten ihre Waren so, dass sie künstlich altern, dass
bestimmte Teile, die für das Funktionieren des Ganzen wichtig sind, nach einer
(zu) kurzen Zeit kaputt gehen – um dem Verbraucher so schneller ein neues
Produkt verkaufen zu können. Die Website www.murks-nein-danke.de versammelt
zahlreiche solcher Berichte.
Dass Alltagsprodukte auf Verschleiß gebaut werden, um den
Umsatz anzukurbeln – beweisen lässt sich das nicht. Studien zum Thema gibt es
noch nicht. Und die Industrie weist diese Vorwürfe strikt zurück, durchaus
stichhaltig. Michael Kaminski Nissen etwa, Umweltbeauftragter beim IT-Konzern
Hewlett Packard (HP), sagt, sein Arbeitgeber lehne eine solche Geschäftspolitik
grundsätzlich ab. Sie sei unethisch – und betriebsorganisatorisch sinnlos:
Produziere man auf Verschleiß, würden die hohen Rücklaufquoten der Geräte den
Servicebereich des Konzerns fluten und mattsetzen.
Diesen Standpunkt vertrat Kaminski-Nissen Anfang Juni
während einer Podiumsdiskussion, zu der der Verbraucherzentrale Bundesverband
vzbv und die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Anfang Juni im Zuge der
„Woche der Umwelt“ nach Berlin eingeladen hatten. Mit ihm diskutierte unter
anderem die Filmemacherin und Autorin Cosima Dannoritzer, die für den
Fernsehsender Arte die viel beachtete Dokumentation „Kaufen für die Müllhalde“
produziert hat.
In dem Film werden zahlreiche Beispiele für Produkte mit
kurzer Lebenszeit aufgeführt – und die Folgen, die sie zeitigen, bis hin zu den
Elektroschrottbergen in afrikanischen Ländern, auf denen viele ausgediente
Waren der Industrieländer landen. Dannoritzer sagt, Vieles würde heute so
gebaut, dass es nicht lange halte. Und das sei nicht Geschäftspolitik von ein,
zwei Firmen, sondern lange schon Teil der Konsumgesellschaft.
Die Filmemacherin unterscheidet zwei Aspekte des Phänomens:
Einmal gäbe es die von Unternehmen geplante Obsoleszenz, die schlicht kriminell
sei. Daneben gäbe es aber auch eine psychologische Komponente. Und die stecke
in den Köpfen der Konsumenten fest, befeuert von der Politik: „Gerade seit der
Wirtschaftskrise sollen wir alle mehr konsumieren, um die Wirtschaft zu
stützen.“ Gleichzeitig werde vieles immer kurzlebiger, als schnell ersetzbar
gewertet – vom T-Shirt über Elektroprodukte bis hin zu Lebensmitteln, die in
großen Mengen vom Supermarkt direkt in der Mülltonne landeten.
Die Frage bleibt, was dagegen getan werden kann. Ein Gesetz
erlassen, das das frühzeitige Hinscheiden von Produkten verbietet? Das sei kaum
aussichtsreich, sagt Klaus Müller, Chef der Verbraucherzentrale
Nordrhein-Westfalen. Allerdings könne die Politik die bisher geltende
zweijährige Gewährleistungsfrist für Produkte ausweiten. Müller glaubt, dass
die Produzenten dadurch mehr Anreize hätten, sich größere Mühe mit ihren Waren
zu geben. Die Produkte würden dadurch zwar vermutlich teurer – müssten aber
seltener ersetzt werden und hätten einen höheren Wiederverkaufswert.
Hyewon Seo, Nachhaltigkeitsexpertin vom Verbraucherzentrale
Bundesverband sagt, sinnvoll sei
auch, neue Vertriebsideen wie „Mieten statt kaufen“ weiterzuentwickeln. Der
Hersteller würde dem Kunden ein Produkt, eine Waschmaschine zum Beispiel, dann
für einen bestimmten Zeitraum vermieten und es nach Ablauf des Mietvertrags
gegebenenfalls gegen ein aktuelleres austauschen.
Verbraucher, sagt Seo, seien keinesfalls machtlos. Sie
könnten bei jedem Kauf Einfluss darauf nehmen, welche Produkte angeboten
werden. Ihr bewusstes Nachdenken darüber, ob ein Produkt tatsächlich gebraucht
wird und welche Kriterien es erfüllen sollte, führe mittel- bis langfristig zu
Veränderungen der Anbieter. Wird mehr auf Qualität, Haltbarkeit, aber auch
Serviceleistungen zu dem Produkt geachtet, müssen die Hersteller ihre Angebote
über kurz oder lang daraufhin ausrichten.
Dass auch Kinder und Jugendliche frühzeitig lernen, auf
Qualität und Haltbarkeit, Serviceleistungen und Nachhaltigkeit von Produkten zu
achten sowie ein bewusstes Nachdenken beim Konsumieren entwickeln, ist Anliegen
der Verbraucherbildung. Der Materialkompass hält viele Materialien zum
bewussten Konsum, Nachhaltigkeit, Gewährleistung, Verbraucherrechten und
bewussten Umgang mit Lebensmitteln bereit. Weiterführende
Hintergrundinformationen zu einzelnen Themen der Verbraucherbildung finden
Lehrkräfte unter den Verbraucherthemen. Eine kleine Auswahl finden Sie hier
unter den angegebenen Links der weiterführenden Informationen.
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