„Billstedt braucht eine bessere Durchmischung!“ Diese Worte
sowohl von Michael Mathe, Amtsleiter des Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung
als auch von Andy Grothe, Bezirksamtchef Hamburg Mitte, die während der
Podiumsdiskussion auf dem Forum Billstedt Horn fielen, stehen seit dem 26.
November wie in Stein gemeißelt in den Notizblöcken interessierter Zuhörer. Aus
diesem Grund wurde die Fläche der stillgelegten Schule am Oststeinbeker Weg zum
Baugrundstück für Reihen- und Mehrfamilienhäuser erklärt, deren Baubeginn
zügig vorangetrieben werden soll. Doch am 27. November war diese Aussage
Makulatur. Da heißt es auf einmal in einer Presseerklärung, dass der Hamburger
Senat mehr Plätze für Flüchtlinge und Wohnungslose braucht.
Sozialsenator Detlef Scheele äußerte sich dazu wie folgt:
„Jeder Bezirk ist gefordert! Nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, werden
wir es schaffen. Das ist eine Pflicht und keine Kür.“
„Problem ist nur,“ so Michael Baumert, Mitglied im Vorstand
der BilleKidz, „dass dabei einfachheitshalber unter anderem wieder an
Billstedt gedacht wurde,“ erzählte er uns nicht ganz unaufgeregt. „Das hatte in
der Vergangenheit ja immer prima funktioniert. Aber so geht es nicht weiter.
Billstedt kann nicht noch mehr Asylsuchende und Wohnungslose aufnehmen. Die Balance
stimmt dann einfach nicht mehr. Rund 1000 sind mehr als genug.“
Die Frage, die sich nicht nur die vielen Teilnehmer des
Forums Billstedt Horn einen Tag nach Bekanntgabe stellte, war: Wieso wussten am
Montag die Protagonisten auf dem Podium noch nichts davon, obwohl Volker
Schiek, Staatsrat der Behörde sagte, dass „durch die intensiven Bemühungen der vergangenen
Wochen und das große Engagement aller
Beteiligten es gelungen ist, zügig neue
Kapazitäten für die Erstaufnahme von Asylbewerbern in der Stadt zu schaffen.“
Mit Kapazitäten ist gemeint, 300 Menschen in der
Schnackenburgallee unterzubringen, 300 in der Bergedorfer Rothenhauschaussee
und weitere 100 Menschen im Sandwisch, 180 Hilfesuchende im Industriegebiet
Offakamp, in Hamburg Nord insgesamt 300, Harburg und Wandsbek sind auch nicht
vergessen worden und rund 70 Menschen sollen in Billstedt, genau in die
stillgelegten Schule Oststeinbeker Weg, für die nächsten fünf Jahre
untergebracht werden.
„Wahrscheinlich ist nicht ein einziger Gedanke an die
besser situierten Stadtteile wie Harvestehude, Blankenese oder Flottbek
verschwendet worden,“ so noch einmal Michael Baumert.“
Fakt ist, das in den letzten elf Jahren die Plätze für die
Unterbringung hilfesuchender Menschen von knapp 20.000 auf rund 8.000 Plätze
reduziert wurden. Seit Juli 2012 hat sich aber die Zahl der Asyl suchenden
Menschen wieder um mehr als 50 Prozent erhöht. Von Daher ist es verständlich,
dass schnell Unterbringungsmöglichkeiten gefunden werden müssen.
Die Bürger Billstedts aber sind erbost. Nicht weil neue
Asylanten in Billstedt untergebracht werden sollen, sondern weil, wie in
diesem Falle, wieder nur an die Stadtteile gedacht wurde, an die sonst niemand
denkt. Wenn es aber darum geht, „Unangenehmes“ unterbringen zu müssen, dann
Stadtteile wie Billstedt ganz weit vorne stehen. „Billstedt hat mit dem
Mattkamp und dem Billstieg gezeigt, dass Asylanten willkommen sind, noch mehr
würde die soziale Struktur in ein Ungleichgewicht bringen,“ so Bernd Ohde von
der Billstedter FDP.
Nun hat die Billstedter SPD einen Antrag gestellt, der von
fast allen Parteien abgesegnet wurde. Darin wird unter anderem gebeten, dass
die Fläche am Oststeinbeker Weg 29 / Möllner Landstr. 180 weiterhin als Fläche
für den Bau von Wohnungen gesehen wird. Zudem wird gebeten, dass die
zuständigen Fachbehörden nach weiteren möglichen Unterbringungen suchen sollen,
die die Einwohnerzahl der Bezirke berücksichtigen. Die nach dem
Sozialmonitoring bedeutend besser gestellten Bezirke nehmen nämlich nur ein
Viertel der Hilfesuchenden im Verhältnis zum Bezirk Hamburg-Mitte bei sich auf.
Womit man wieder bei Sozialsenator Detlef Scheele wäre: Jeder Bezirk ist
gefragt! Wenn aber jeder Stadtteil positiv auf Hilfe bedürftige Menschen reagieren würde, würden wirklich
alle an einem Strang ziehen.
Mir ist es wichtig, dass mein Kommentar vollständig zu lesen ist. So ist er auch ans Wochenblatt übermittelt worden.
AntwortenLöschenUwe Böhm
Entscheidend ist, in dieser Debatte jeglicher Form von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einen Riegel vorzuschieben. Ich möchte die Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen, mit offenen Armen empfangen, um Ihnen auch dabei zu helfen, hier ein gutes Leben zu führen, aber das können wir hier in Billstedt leider nicht leisten, denn gäbe es wirklich ein moralisch unterfüttertes politisches Interesse, sich um diese Menschen wirklich zu kümmern, dann gäbe es die menschenunwürdigen Zustände im Billsteig und der Flüchtlingsunterkunft Mattkamp schon lange nicht mehr. In Billstedt können wir bei diesem Thema eigentlich nur verlieren, denn wenn wir uns gegen die Unterbringung wehren würden, dann wird man uns als rassistisch geprägte Egoisten darstellen, die die Grundlage der Humanität verlassen haben.
Und wenn die Asylbewerber nach Billstedt kommen sollten, dann werden wir wieder erleben müssen, wie Menschen in einer Sammelunterkunft in Perspektivlosigkeit vegetieren. Ein paar Ehrenamtliche werden sich aufreiben, um den berühmten Tropfen auf den heißen Stein zu gießen. Die Politik betreibt hier ein "Schweinespiel". Wir sollten nicht in diese Falle tappen.
Uwe Böhm