Haben wir da etwas nicht mitbekommen? Gab es da Anfälle
neokolonialer Eingemeindung oder ist es einfach miese Stimmungsmache auf Kosten
von Menschen? Ein Kommentar von Uwe Böhm
Die Anwohnerinitiative gegen Asylsuchende auf der Fläche der
stillgelegten Schule Öjendorfer Weg arbeitet mit Zahlen, die man
berechtigterweise anzweifeln muss. Da wird behauptet, dass schon jetzt in
Billstedt zirka 1200 Flüchtlinge und Wohnungslose in Sammelunterkünften
untergebracht wurden. Selbst wenn es so wäre, dürfte dies angesichts von fast
70 000 Einwohnern kaum ins Gewicht fallen. Ins Gewicht fallen nur die
menschenunwürdigen Bedingungen. Einige engagierte Billstedter streiten schon lange für
verbesserte Lebensbedingungen in den Sammelunterkünftgen. Aus der Ablehnungsfront gegen die Flüchtlinge habe ich
allerdings bisher niemanden an der Seite gehabt. Es geht wohl um ganz andere
Interessen.
Die Ablehnung Richtung Aufnahme von 60 Flüchtlingen ist
immer wieder gepaart mit großer Entrüstung, die sich in der Aussage bzw. Frage
manifestiert: Warum muss immer Billstedt dran glauben? Nun sind in meinen Augen
niemals Menschen an sich eine Belastung, sondern die Belastung eines Stadtteils
ist immer das Ergebnis sozialer Bedingungen, die wir gerne verändern würden,
aber dann müsste man sich mit den Reichen und Mächtigen anlegen. Da ist es
natürlich bequemer, sich an Flüchtlingen abzuarbeiten.
Aber stimmt diese Aussage im Zusammenhang mit Billstedt
überhaupt?
Wie kommen sie zu diesen Zahlen? Hier werden einfach Birnen
mit Äpfeln addiert. Mathematisch hoch interessant! Da die „drastischen“ Zahlen
für Billstedt allein nicht ganz gereicht haben, hat man einfach einen
benachbarten Stadtteil, nämlich Billbrook, dazu genommen. Gemeinsam mit deren
Wohnunterkünften Billbrookdeich und Billstieg hört sich das dann schon dramatischer
an.
Aber Billbrook ist ein eigener Stadtteil und gehört nicht zu
Billstedt. In Billstedt gibt es nur die Flüchtlingsunterkunft Mattkamp mit
zurzeit 360 Plätzen und die Mietwohnanlage Spliedtring 48-50 mit 130 Mietern,
die ehemals wohnungslos waren, aber jetzt in regulären Mietverhältnissen dort
wohnen. Dann gibt es noch die Wohnanlage Spliedtring auch mit 130 Menschen.
Man kann zwar sagen, dass Billbrook gefühlt zu Billstedt
gehört, aber mit den Gefühlen ist es so eine Sache. Denn es gibt sicher auch
Eimsbüttler die zu Eppendorf gehören wollen oder Langenhorner die dieses Gefühl
für Hummelbüttler hegen.
Die Superschlauen werden argumentieren, dass der
Regionalausschuss Billstedt auch für Billbrook zuständig ist. Das ist sogar
richtig, aber auch hier hinkt die Argumentation, denn nicht jeder Stadtteil hat
einen eigenen Regionalausschuss, so dass dann zwei Stadtteile zusammengefasst
werden.
So gibt es beispielsweise auch den RA Hamm Horn!
Aber vielleicht haben ja unsere Freunde des gewieften Zahlenspiels
den Wunsch Billbrook einzugemeinden, um ach so dramatische Zahlen zu
präsentieren. Dann empfehle ich das auf Horn, Jenfeld, Billwerder und Lohbrügge
auszudehnen. Das sind nämlich weitere Anrainer-Stadtteile.
Viel Spaß dabei.
Sehr geehrter Herr Böhm,
AntwortenLöschenIhre sehr einseitige Darstellung hängt bestimmt auch damit zusammen, dass Sie wirtschaftlich von der BASFI abhängig sind, weil Ihr Arbeitgeber seine Aufträge von dort erhält.
Sie blenden sehr einseitig Tatsachen aus. 77 Stadtteile in Hamburg haben bislang KEINE Plätze. Warum fordern Sie von diesen Stadtteilen nicht Solidarität? Werden Sie vielleicht sogar für solche Kommentare aus den Elbvororten bezahlt ? Die werden sich jedenfalls über Ihren Text freuen...
Für Sie als "Superschlauer" zur Info. Die beiden Standorte in Billbrook liegen direkt an der Grenze von Billstedt. Es gibt in Billbrook laut Wikipedia 1349 Einwohner. Nun raten Sie mal, wo die Kinder aus diesen beiden Unterkünften in Billbroock zur Schule gehen, wo diese Menschen integriert werden ?
Und noch etwas: Haben Sie schon einmal vom Sozialmonitoring-Bericht des Senats gehört ? Dor wird jährlich der soziale Status je Gebiet berücksichtigt u.a. Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, SGBII-Empfängern und die erreichten Schulabschlüsse. Demnach fallen 57% der Einwohner Billstedts in Gebiete mit "sehr niedrigen Status". Im Stadtteil Eimsbüttel (57.000 Einwohner, keine Unterbingungsplätze) hingegen sind es 0 %. Warum gönnen Sie den Asylbewerbern und Ihren Kindern keine besseren Chancen in einem der sozial besseren Stadtteile?