Mittwoch, 6. März 2013

60 Flüchtlinge nach Billstedt!



Haben wir da etwas nicht mitbekommen? Gab es da Anfälle neokolonialer Eingemeindung oder ist es einfach miese Stimmungsmache auf Kosten von Menschen? Ein Kommentar von Uwe Böhm

Die Anwohnerinitiative gegen Asylsuchende auf der Fläche der stillgelegten Schule Öjendorfer Weg arbeitet mit Zahlen, die man berechtigterweise anzweifeln muss. Da wird behauptet, dass schon jetzt in Billstedt zirka 1200 Flüchtlinge und Wohnungslose in Sammelunterkünften untergebracht wurden. Selbst wenn es so wäre, dürfte dies angesichts von fast 70 000 Einwohnern kaum ins Gewicht fallen. Ins Gewicht fallen nur die menschenunwürdigen Bedingungen. Einige engagierte Billstedter streiten schon lange für verbesserte Lebensbedingungen in den Sammelunterkünftgen. Aus der Ablehnungsfront gegen die Flüchtlinge habe ich allerdings bisher niemanden an der Seite gehabt. Es geht wohl um ganz andere Interessen.

Die Ablehnung Richtung Aufnahme von 60 Flüchtlingen ist immer wieder gepaart mit großer Entrüstung, die sich in der Aussage bzw. Frage manifestiert: Warum muss immer Billstedt dran glauben? Nun sind in meinen Augen niemals Menschen an sich eine Belastung, sondern die Belastung eines Stadtteils ist immer das Ergebnis sozialer Bedingungen, die wir gerne verändern würden, aber dann müsste man sich mit den Reichen und Mächtigen anlegen. Da ist es natürlich bequemer, sich an Flüchtlingen abzuarbeiten.

Aber stimmt diese Aussage im Zusammenhang mit Billstedt überhaupt?
Wie kommen sie zu diesen Zahlen? Hier werden einfach Birnen mit Äpfeln addiert. Mathematisch hoch interessant! Da die „drastischen“ Zahlen für Billstedt allein nicht ganz gereicht haben, hat man einfach einen benachbarten Stadtteil, nämlich Billbrook, dazu genommen. Gemeinsam mit deren Wohnunterkünften Billbrookdeich und Billstieg hört sich das dann schon dramatischer an.
Aber Billbrook ist ein eigener Stadtteil und gehört nicht zu Billstedt. In Billstedt gibt es nur die Flüchtlingsunterkunft Mattkamp mit zurzeit 360 Plätzen und die Mietwohnanlage Spliedtring 48-50 mit 130 Mietern, die ehemals wohnungslos waren, aber jetzt in regulären Mietverhältnissen dort wohnen. Dann gibt es noch die Wohnanlage Spliedtring auch mit 130 Menschen.

Man kann zwar sagen, dass Billbrook gefühlt zu Billstedt gehört, aber mit den Gefühlen ist es so eine Sache. Denn es gibt sicher auch Eimsbüttler die zu Eppendorf gehören wollen oder Langenhorner die dieses Gefühl für Hummelbüttler hegen.

Die Superschlauen werden argumentieren, dass der Regionalausschuss Billstedt auch für Billbrook zuständig ist. Das ist sogar richtig, aber auch hier hinkt die Argumentation, denn nicht jeder Stadtteil hat einen eigenen Regionalausschuss, so dass dann zwei Stadtteile zusammengefasst werden.
So gibt es beispielsweise auch den RA Hamm Horn!

Aber vielleicht haben ja unsere Freunde des gewieften Zahlenspiels den Wunsch Billbrook einzugemeinden, um ach so dramatische Zahlen zu präsentieren. Dann empfehle ich das auf Horn, Jenfeld, Billwerder und Lohbrügge auszudehnen. Das sind nämlich weitere Anrainer-Stadtteile.

Viel Spaß dabei.


1 Kommentar:

  1. Sehr geehrter Herr Böhm,

    Ihre sehr einseitige Darstellung hängt bestimmt auch damit zusammen, dass Sie wirtschaftlich von der BASFI abhängig sind, weil Ihr Arbeitgeber seine Aufträge von dort erhält.

    Sie blenden sehr einseitig Tatsachen aus. 77 Stadtteile in Hamburg haben bislang KEINE Plätze. Warum fordern Sie von diesen Stadtteilen nicht Solidarität? Werden Sie vielleicht sogar für solche Kommentare aus den Elbvororten bezahlt ? Die werden sich jedenfalls über Ihren Text freuen...

    Für Sie als "Superschlauer" zur Info. Die beiden Standorte in Billbrook liegen direkt an der Grenze von Billstedt. Es gibt in Billbrook laut Wikipedia 1349 Einwohner. Nun raten Sie mal, wo die Kinder aus diesen beiden Unterkünften in Billbroock zur Schule gehen, wo diese Menschen integriert werden ?

    Und noch etwas: Haben Sie schon einmal vom Sozialmonitoring-Bericht des Senats gehört ? Dor wird jährlich der soziale Status je Gebiet berücksichtigt u.a. Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, SGBII-Empfängern und die erreichten Schulabschlüsse. Demnach fallen 57% der Einwohner Billstedts in Gebiete mit "sehr niedrigen Status". Im Stadtteil Eimsbüttel (57.000 Einwohner, keine Unterbingungsplätze) hingegen sind es 0 %. Warum gönnen Sie den Asylbewerbern und Ihren Kindern keine besseren Chancen in einem der sozial besseren Stadtteile?

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