Pastorin Dietlind
Joachims, Initiatorin
des Runden Tisches
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Was Bürger zustande bringen können, ohne perfide Pläne zu
verfolgen, haben die Mitglieder vom „Runden Tisch“ aus Billstedt gezeigt. Sie
riefen zum Willkommensfest für die neuen asylsuchenden Bürger Billstedts, und
sehr viele Gäste erschienen. Ein Novum, das am 14. Mai bei „fast“ sommerlichen
Temperaturen in der neuen Asylbewerberunterkunft auf dem Gelände der
stillgelegten Schule am Oststeinbeker Weg stattfand. Die Gäste brachten
allesamt gute Laune mit und demonstrierten damit den Menschen, unter anderem aus
Pakistan, Afghanistan und Syrien, dass sie hier gern gesehen sind.
War im Vorwege, nicht nur von Anwohnern der alten Schule,
noch gemutmaßt worden, dass Schlimmes passieren könnte - Marmeladenklau vom
Sonntagsbrötchen et cetera - so konnten sich alle Gäste des schönen
Willkommensfestes (Essen und Getränk kostenfrei, Live-Musik und Hüpfburg
inklusiv) davon überzeugen, dass diese neuen Asylsuchenden ein höheres
Bildungsniveau haben als viele Billstedter es vermuten. Von daher waren die
Ängste tatsächlich unbegründet.
Der „Runde Tisch“ von Frau Dietlind Joachims, Pastorin der
Ev.-Lutherischen Kirchengemeinde in Schiffbek und Öjendorf, initiiert, lud im
September letzten Jahres Politiker jeglicher Couleur, Verantwortliche diverser
Stadtteilprojekte, Journalisten und interessierte Bürger ein, um zu überlegen,
wie man Menschen, die ihr Land aus unterschiedlichsten Gründen verlassen
mussten, aufzeichnet, wie das Leben in Deutschland funktioniert. Aber vor allem
zeigt, dass sie in Billstedt willkommen sind.
Junge Asylbewerber beim Austeilen der kostenfreien Würstchen |
Rund ein Drittel der 60 neuen asylsuchenden Bürger sind
Kinder. Die meisten davon kommen mit ihren Eltern aus Afghanistan und Syrien,
die durch Flucht aus ihrem Land dem schrecklichen Krieg entkommen konnten.
Keiner von ihnen wollte die Heimat verlassen, aber ihnen blieb keine andere
Wahl, außer der Tod. Darunter
Flugbegleiter und studierte Wirtschaftswissenschaftler. Doch fast allen ist
bewusst, dass ihre Zeit in Deutschland begrenzt ist, denn eine Aufenthaltsgenehmigung
erscheint für die meisten unwahrscheinlich. Noch am frühen Morgen des Festes
wurde eine dreiköpfige Familie abgeschoben. Von der Polizei zur
nachtschlafenden Zeit abgeholt, zum Flughafen gebracht und in den Flieger nach
Serbien gesetzt.
„Trotz allem ist die Akzeptanz ihrer Situation enorm,“ erzählt
Frau Joachims, „denn alle Bewohner sind in erster Linie froh in Billstedt zu
sein und nicht in Massenunterkünften irgendwo.“ Von daher ist auch das
Miteinander angenehm. Es wird gegenseitig geholfen wo es nur geht, sprachliche
Barrieren, sonst fast immer unüberwindbar, gibt es kaum. „Allein der Versuch
sich zu verstehen, ist überwältigend,“ freut sich die Pastorin.
Gründungsmitglieder des
Interkulturellen Gartens:
Herr Stripp-Syed und
Herr Friedrich Wilhelm Kröger
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Bleibt abzuwarten, ob es so bleibt. Wünschenswert wäre es,
ein weiteres schönes Fest auch, denn die Fluktuation wird groß sein, wie in
allen Asylbewerberunterkünften. Den neuen Bewohnern zu zeigen, dass auch sie
willkommen sind, ist doch eine faszinierende Sache. Denn niemand verlässt sein Geburtsland
gern und schon gar nicht freiwillig. Mike Neschki
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