Dienstag, 20. Mai 2014

Willkommensfest in neuer Asylbewerberunterkunft


Pastorin Dietlind
Joachims, Initiatorin 
des Runden Tisches
Was Bürger zustande bringen können, ohne perfide Pläne zu verfolgen, haben die Mitglieder vom „Runden Tisch“ aus Billstedt gezeigt. Sie riefen zum Willkommensfest für die neuen asylsuchenden Bürger Billstedts, und sehr viele Gäste erschienen. Ein Novum, das am 14. Mai bei „fast“ sommerlichen Temperaturen in der neuen Asylbewerberunterkunft auf dem Gelände der stillgelegten Schule am Oststeinbeker Weg stattfand. Die Gäste brachten allesamt gute Laune mit und demonstrierten damit den Menschen, unter anderem aus Pakistan, Afghanistan und Syrien, dass sie hier gern gesehen sind.

War im Vorwege, nicht nur von Anwohnern der alten Schule, noch gemutmaßt worden, dass Schlimmes passieren könnte - Marmeladenklau vom Sonntagsbrötchen et cetera - so konnten sich alle Gäste des schönen Willkommensfestes (Essen und Getränk kostenfrei, Live-Musik und Hüpfburg inklusiv) davon überzeugen, dass diese neuen Asylsuchenden ein höheres Bildungsniveau haben als viele Billstedter es vermuten. Von daher waren die Ängste tatsächlich unbegründet.


Der „Runde Tisch“ von Frau Dietlind Joachims, Pastorin der Ev.-Lutherischen Kirchengemeinde in Schiffbek und Öjendorf, initiiert, lud im September letzten Jahres Politiker jeglicher Couleur, Verantwortliche diverser Stadtteilprojekte, Journalisten und interessierte Bürger ein, um zu überlegen, wie man Menschen, die ihr Land aus unterschiedlichsten Gründen verlassen mussten, aufzeichnet, wie das Leben in Deutschland funktioniert. Aber vor allem zeigt, dass sie in Billstedt willkommen sind.

Junge Asylbewerber beim
Austeilen der kostenfreien
Würstchen

Rund ein Drittel der 60 neuen asylsuchenden Bürger sind Kinder. Die meisten davon kommen mit ihren Eltern aus Afghanistan und Syrien, die durch Flucht aus ihrem Land dem schrecklichen Krieg entkommen konnten. Keiner von ihnen wollte die Heimat verlassen, aber ihnen blieb keine andere Wahl, außer der Tod.  Darunter Flugbegleiter und studierte Wirtschaftswissenschaftler. Doch fast allen ist bewusst, dass ihre Zeit in Deutschland begrenzt ist, denn eine Aufenthaltsgenehmigung erscheint für die meisten unwahrscheinlich. Noch am frühen Morgen des Festes wurde eine dreiköpfige Familie abgeschoben. Von der Polizei zur nachtschlafenden Zeit abgeholt, zum Flughafen gebracht und in den Flieger nach Serbien gesetzt.

„Trotz allem ist die Akzeptanz ihrer Situation enorm,“ erzählt Frau Joachims, „denn alle Bewohner sind in erster Linie froh in Billstedt zu sein und nicht in Massenunterkünften irgendwo.“ Von daher ist auch das Miteinander angenehm. Es wird gegenseitig geholfen wo es nur geht, sprachliche Barrieren, sonst fast immer unüberwindbar, gibt es kaum. „Allein der Versuch sich zu verstehen, ist überwältigend,“ freut sich die Pastorin.

Gründungsmitglieder des
Interkulturellen Gartens: 
Herr Stripp-Syed und
Herr Friedrich Wilhelm Kröger

Bleibt abzuwarten, ob es so bleibt. Wünschenswert wäre es, ein weiteres schönes Fest auch, denn die Fluktuation wird groß sein, wie in allen Asylbewerberunterkünften. Den neuen Bewohnern zu zeigen, dass auch sie willkommen sind, ist doch eine faszinierende Sache. Denn niemand verlässt sein Geburtsland gern und schon gar nicht freiwillig.  Mike Neschki

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